|Rezension| Das Buch der Wunder – Stefan Beuse

von | Jul 28, 2017 | 0 Kommentare

Nichts für fantasielose Leser

Gebundene Ausgabe: 18,00 Euro
Ebook: 9,99 Euro
Erscheinungsdatum: 01.03.2017
Seiten: 224

„Jeder Mensch ist ein Planet, umhüllt von einer dünnen Atmosphäre aus Überzeugungen und Gedanken, dachte Tom. Und wie auf der Himmelsleinwand erscheint daruf nicht das, was ist, sondern nur das, was man durchlässt.“ (S.31)

Worum geht´s?

Penny und Tom sind sehr unterschiedliche Geschwister: Während Penny für jedes Wunder offen ist, braucht Tom für alles eine wissenschaftliche Begründung. Doch als immer mehr Dinge geschehen, die er sich nicht erklären kann, entwickelt Tom sein eigenes Sensorium für Wahrheit. Gemeinsam mit seiner Schwester findet er heraus, wie sie die Wirklichkeit beeinflussen können, indem sie sich »auf eine andere Frequenz einstellen«. Die Membran zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt wird durchlässig.
Zwölf Jahre später arbeitet Tom erfolgreich in einer Werbeagentur, als plötzlich seltsame Dinge geschehen: Ein alter Fall wird neu aufgerollt, ein geheimnisvolles Mädchen weiß mehr, als es dürfte, und irgendetwas scheint hinter Tom her zu sein. In diesem Moment erinnert er sich an »Das Buch der Wunder«, ein Vermächtnis seiner Schwester, das sich wie eine Prophezeiung liest und ihn zwingt, sich seinem wahren Wesen zu stellen.n.

Cover und Titel

Optisch ist “Das Buch der Wunder” ein echtes Highlight: Der leuchtend blaue, florale Hintergrund, der sich im Detail nur schwer deuten lässt, aber schon mal einen ersten Vorgeschmack auf den Inhalt des Romans liefert, sticht sofort ins Auge. Zusammen mit dem ungewöhnlichen Titel “Das Buch der Wunder”, der mich zunächst eher an ein Sachbuch denken ließ, wird deshalb schnell klar, dass man es hier mit einem sehr außergewöhnlichem Roman zu tun hat.

 

Mein Eindruck

“Das Buch der Wunder” ist mal wieder einer dieser Romane, bei dem es mir sehr schwer fällt, meinen Leseeindruck wiederzugeben ohne zu spoilern. Das fängt damit an, dass mir Stefan Beuses Geschichte bis zu einem bestimmten einschneidenden Ereignis im ersten Viertel des Romans (diejenigen, die das Buch gelesen haben, werden hoffentlich wissen, welches Ereignis ich meine) sehr gut gefallen hat.

Die zweite Schwierigkeit besteht darin, zusammenzufassen, um was es in “Das Buch der Wunder” eigentlich geht. Diese 224 Seiten sind derart komplex und vielschichtig, dass man diesen Roman vermutlich mehrmals lesen muss, um wirklich jeden Aspekt zu erfassen. Vordergründig geht es in dieser Geschichte um ein Geschwisterpaar, deren Kindheit, das Erwachsenwerden und das Spiel mit verschiedenen Realitäten bzw. die Flucht in Fantasien. Grundsätzlich sind das alles spannende Themen, mit denen Stefan Beuse sich sehr intensiv auseinandersetzt. Man spürt wie wahnsinnig gut durchdacht dieses Werk von der ersten bis zur letzten Seite ist und trotzdem konnte es mich letztlich nicht für sich einnehmen.

Man könnte es vermutlich Ironie des Schicksals nennen, dass ich mit der Geschichte genau aus dem Grund nichts anfangen konnte, der im Roman eine zentrale Rolle einnimt, nämlich, der Glaube an das Fantastische. Spätestens ab der Hälfte des Buches hatte ich den Zugang verloren. Zu Ende gelesen habe ich den Roman dank eines spannenden Aufbaus trotzdem, aber ich konnte mit der von Stefan Beuse erschaffenen fantastischen Welt aus Dschungel, Wölfen und Ureinwohnern schlichtweg nichts anfangen. Das ist mit Sicherheit meiner mangelnden Fantasie und nicht Beuses erzählerischem Talent geschuldet, denn letzteres ist wirklich herausragend. Kein Satz ist zu viel, man hat vielmehr den Eindruck hinter jedem Satz stecken noch drei Bedeutungen und so wird jeder anspruchsvoller Leser allein mit dem Erzählstil seine Freude haben.

Ich als fantasieloses Wesen würde aber demnächst lieber eine weniger fantastische Geschichte des Autors lesen.

Mein Fazit:

Stefan Beuses “Buch der Wunder” ist ein erzählerisch herausragendes Werk und trotz seines vergleichsweise geringen Umfangs unglaublich komplex. Obwohl ich den Ansatz des Romans – das Spiel mit Fantasien – sehr spannend fand, war die Umsetzung für meinen Geschmack zu fantasielastig, zu abgedreht und zu komplex. Vermutlich bin ich genau eine dieser Personen, die im Buch kritisiert werden: Jemand, der zu sehr an der für mich einzig existierenden Realität hängt.

 

Vielen Dank an den mairisch Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
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