|Rezension| Umlaufbahnen – Samantha Harvey
Ein durch und durch beeindruckendes Buch!
„Im Orbit ist sein Lebensgefühl einfacher und sanfter und versöhnlicher, seine Gedanken sind nicht anders, nur seltener und klarer. Sie überrollen in nicht mehr in Lawinen wie früher. Sie kommen und sind so lange wie nötig von Interesse für ihn, und dann gehen sie wieder.“ (S.133)
Inhalt
Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum – und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche, kraftvoll poetische Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe.
Mein Eindruck
Mein Fazit:
Samantha Harveys “Umlaufbahnen” ist ein stilles, beinahe meditatives Buch, das weniger von zwischenmenschlicher Spannung lebt, sondern von der Schönheit und Verletzlichkeit unserer Erde. Mit poetischem “nature writing” und eindringlichen Bildern entführt es die Lesenden in die Umlaufbahn – und hinterlässt eine tiefe Ehrfurcht vor der Weite des Universums. Wer keine actiongeladene Weltraumgeschichte sucht, sondern bereit ist, sich von Sprache und Perspektiven tragen zu lassen, wird in diesem Buch eine beeindruckende literarische Erfahrung finden. Zudem ist “Umlaufbahnen” eines der wenigen Bücher, das man durchaus mehrmals lesen kann und das dabei nichts von seiner Strahlkraft verliert.