|Rezension| Die nackte Frau – Elena Stancanelli
Sprachlich nicht zu ertragen…
Worum geht´s?
Anna ist schön, intelligent, hat eine interessante Arbeit. Aber als ihre Beziehung zu Davide in einem Sumpf aus Lug, Betrug und Vorwürfen versinkt, zählt das offenbar alles nichts mehr. Anna isst nicht, raucht wie ein Schlot und betrinkt sich jeden Abend, um einschlafen zu können. Zwanghaft spioniert sie Davide über sein Handy aus, über Chats und Social Media und weiß dabei weder was sie sucht, noch warum sie das tut. Ein Jahr lang bleibt sie die Gefangene dessen, was sie selbst hellsichtig das »Reich der Idiotie« nennt. Dann, endlich, der Befreiungsschlag. In einem Brief an ihre beste Freundin gesteht sie alles, schamlos, rücksichtslos, die demütigendsten und lächerlichsten Einzelheiten, die ganze Morbidität der Obsession. So ist sie nun mal die Liebe: Manchmal gewinnt man, meistens verliert man…
Cover und Titel
Mein Eindruck
Die Inhaltsbeschreibung von “Die nackte Frau” hat mich ein wenig an “Widerrechtliche Inbesitznahme” von Lena Andersson erinnert. Da ich diesen Roman über eine Frau, die den Leser an ihrer unerfüllten Liebe zu einem Mann teilhaben lässt, sehr beeindruckend fand, war ich gespannt wie eine Italienerin über Liebeskummer schreibt.
Allerdings ist bereits die Ausgangssituation in “Die nackte Frau” eine andere, denn hier geht es um eine verlassene Frau, die sich emotional nicht von ihrem Ex lösen kann. Wie in Lena Andersson ist damit auch hier eine Situation beschrieben, in die sich wohl fast jede Frau gut hineinversetzen kann, was das Ganze natürlich zusätzlich spannend macht. Spannend machen sollte… Denn leider passiert einfach nichts. Ich habe ein Drittel des Romans gelesen und konnte bis dahin keine nennenswerte Handlung erkennen. Damit allein könnte ich aber noch gut leben, wenn mich nicht der Erzählstil der Autorin von Beginn an abgeschreckt hätte.Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder daran, dass ich zuvor einen sprachlich herausragenden Roman gelesen habe; Fakt ist, dass ich ihn holprig und vor allem sehr platt, wirr und voller nerviger Wiederholungen fand. Gerade aufgrund des ästhetischen Covers hatte ich einen ebenso ästhetischen Schreibstil erwartet. Stattdessen sprang mich gefühlt auf jeder Seite das f-Wort an, was ich vielleicht bei “Shades of grey” erwarten und tolerieren könnte, aber nicht bei einem Roman, der als “ehrlich, irrwitzig und komisch” angepriesen wird. Insofern muss man den Titel wohl wörtlich nehmen, denn hier geht es tatsächlich mehr um nackte Tatsachen als um tiefgründige Emotionen.
Mein Fazit:
Obwohl der Plot von “Die nackte Frau” mich nach wie vor reizt und ich immer noch etwas neugierig bin, ob die Handlung noch Fahrt aufnimmt und der Aspekt des “Exfreund-Stalkings” noch mehr und ernsthafter in den Fokus gerückt wird, kann ich mich aufgrund des platten Schreibstils nicht dazu durchringen, diesen Roman weiterzulesen. Cover und Kurzbeschreibung haben in mir wohl völlig falsche Erwartungen geweckt, zusätzlich hatte ich immer Lena Anderssons “Widerrechtliche Inbesitznahme” im Kopf, das sprachlich herausragend war. Es sollte wohl einfach nicht sein mit mir und “der nackten Frau”. Schade!