|Rezension| Licht – Christoph Meckel

von | Jan 31, 2022 | 0 Kommentare

Eine Liebesgeschichte, die keine Emotionen weckt

Taschenbuch: 9,99 Euro
Ebook: 4,99 Euro
Erscheinungsdatum: 01.05.1980
Seiten: 128

„In der Dunkelheit war, was wir sagten, deutlich zu hören, und wir ließen uns Zeit zu sprechen und zuzuhören. Es waren die vertrauten Wörter unserer Sprache, aber die Betonungen schienen verändert. In der Nacht besaß jedes Wort einen neuen Klang, der aufmerksam machte und Zärtlichkeit versprach.“ (S.29)

Inhalt

Diese Geschichte eines Abschieds, der durch den Unfalltod der Geliebten unwiderruflich wird, ist vor allem die Geschichte einer Leidenschaft, in der Beruf und Alltag keinen Platz haben. In der Erinnerung des Ich-Erzählers ziehen die glücklichen Augenblicke des gemeinsamen Nichtstun wie Sommerwolken vorüber – die Ferien im Süden, die langen Nächte und die scheinbar endlosen Morgenstunden, die Spaziergänge, das Herumlungern auf der Terrasse, in den Cafes an der Küstenstraße, in den rauchigen Kneipen. Er spürt ihren nackten Körper, ihr regennasses Gesicht, die Düfte der Jahreszeiten in der Wiederkehr von Warten und Dasein. Meckel erzählt seine Liebesgeschichte, als wäre der Traum Wirklichkeit und die Wirklichkeit Traum – eine poetische Verzauberung.

Mein Eindruck

Christoph Meckels Erzählung “Licht” wurde mir als eine der schönsten Liebesgeschichten überhaupt empfohlen. Dass sie mir bisher nicht begegnete, obwohl sie bereits 1980 erschien, wunderte mich, weckte allerdings auch meine Neugier auf dieses schmale Büchlein.

Die ersten Seiten waren vielversprechend: Der Ich-Erzähler findet einen für den Müll bestimmten Brief, den seine Frau einem anderen Mann schrieb. Es ist ein gefühlvoller Liebesbrief, in der sich die Schreiberin an die schöne gemeinsame Zeit erinnert. Nachdem er den ersten Schock über die Tatsache, dass seine Frau offenbar eine Affäre hat oder hatte, überwunden hat, entscheidet er sich dafür, sie nicht darauf anzusprechen. Was folgt sind Erinnerungen an das gemeinsame Leben. Trotz der schönen, poetischen Sprache haben diese Erinnerungen in mir nichts bewegt. Viel zu weit weg ist ihr gemeinsames Leben von meiner eigenen Wirklichkeit. Beide arbeiten als Journalisten, sind viel auf Reisen, haben getrennte Wohnungen und keine Kinder. Die Protagonisten bleiben konturenlos, die Erinnerungen fokussieren sich auf gemeinsame Urlaube, Nachtessen und Gespräche, ausstaffiert mit poetischen Naturbeschreibungen. In mir weckte dies keinerlei Emotionen, so dass ich den ermüdenden Hauptteil der Erzählung nur deshalb weiterlas, weil ich wissen wollte, wie ihre gemeinsame Geschichte endet. Dass sie endet, wird bereits in der Beschreibung des Inhaltes vorweggenommen, was meines Erachtens vollkommen unnötig ist. Trotzdem bietet das Ende eine Überraschung, die mich mit der Geschichte ein wenig versöhnt hat.  

Mein Fazit:

Ich kann nachvollziehen, dass man von Christoph Meckels Erzählung “Licht” aufgrund der ungewöhnlich poetischen Sprache angetan ist. Verzaubert – wie der Klappentext es verspricht – hat mich diese Geschichte allerdings ganz und gar nicht. Anfang und Ende der Erzählung haben mir gut gefallen – alles dazwischen war für meinen Geschmack leider zu zäh und vollkommen emotionslos. Schade!

 
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