|Rezension| Auf gefährlich sanfte Art – Antoine Laurain

von | Dez. 18, 2024 | 0 Kommentare

Originell, unterhaltsam, spannend – das ist Antoine Laurain!

Verlag: Atlantik
Originaltitel: Dangereusement Douce
Übersetzung: Katrin Segerer
Gebundene Ausgabe: 23,00 Euro
Ebook: 17,99 Euro
Erscheinungsdatum: 03.08.2024
Seiten: 181

„Die Persönlichkeit eines Menschen ist ein verschlungener Dschungel. All die Pflanzen und Tiere, aus denen er besteht, spielen eine essenzielle Rolle für sein Gleichgewicht. Vom größten Baum bis zum kleinsten Insekt. Jede Vernichtung löst eine Kettenreaktion aus, Das Ökosystem gerät durcheinander.“ (S.161)

Inhalt

Der Pariser Psychoanalytiker Docteur Faber hat eine eigenwillige Patientin: Die Fotografin Nathalia steckt seit ihrem letzten Foto in einer tiefen Krise. Tag für Tag blickt sie auf ihre geschäftigen Nachbarn und fragt sich: Wie meistern die ihr Leben bloß? Statt über sich selbst zu sprechen, erzählt sie dem Arzt lieber deren Geschichten. Sie alle handeln davon, wie Not uns erfinderisch machen und ein Sprungbrett in ein besseres Leben sein kann, vor allem, wenn wir nicht alleine sind. Erzählend hält Nathalia den Schlüssel zur Heilung eigentlich längst in der Hand. Spät beginnt der Arzt zu ahnen, warum sie wirklich zu ihm kommt und warum ihre Krise vielleicht mit seiner eigenen zusammenhängt …

Mein Eindruck

Es gibt ein Phänomen, das viele Leser:innen kennen dürften: Man taucht in eine bestimmte Thematik ein, liest ein Buch nach dem anderen zu diesem Thema und genießt die Auseinandersetzung damit – bis irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem man nach einer völlig anderen Art von Lektüre lechzt. Für mich war „Auf gefährlich sanfte Art“ von Antoine Laurain genau dieses Buch, das erfrischend anders war und mich auf beste Weise aus meiner thematischen „Leseblase“ herausgeholt hat.

Antoine Laurain ist kein Unbekannter für mich; ich habe bereits einige seiner Werke gelesen und war immer wieder von seiner außergewöhnlichen Kreativität beeindruckt. Auch in seinem neuesten Roman gelingt es ihm, einen Plot zu entwerfen, der nicht nur besonders originell, sondern auch spannend wie ein Krimi ist. Die Geschichte dreht sich um einen Psychoanalytiker, dessen Patientin statt über sich selbst lieber Geschichten über ihre Nachbarn erzählt. Diese verschachtelten „Geschichten in der Geschichte“ sind ebenso unterhaltsam wie die Rahmenhandlung und dienen gleichzeitig dazu, den Leser gekonnt zu verwirren. Ähnlich wie der Protagonist Dr. Faber muss man als Leser:in immer wieder hinterfragen, was real ist und was Fiktion.

Besonders beeindruckend ist Laurains unverkennbarer Stil. Seine Romane sind durchzogen von einem typischen französischen Flair, das sie so charmant macht. Dazu kommt seine klare, unaufgeregte Sprache, die es leicht macht, in die Handlung einzutauchen. „Auf gefährlich sanfte Art“ fühlt sich an wie ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen von Paris – leicht, elegant und dennoch voller spannender Wendungen.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Vielschichtigkeit des Romans. Laurain gelingt es, Unterhaltung und Tiefgang zu verbinden. Die Beziehungen zwischen den Figuren, die psychologischen Aspekte und der ständige Wechsel zwischen Realität und Einbildung sorgen dafür, dass der Roman auch nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt.

Mein Fazit:

Mit „Auf gefährlich sanfte Art“ beweist Antoine Laurain einmal mehr, warum er zu den kreativsten zeitgenössischen Autoren gehört. Sein Mix aus originellem Plot, französischem Charme und psychologischer Raffinesse macht diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis. Für alle, die sich nach einer erfrischend anderen Geschichte sehnen, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung. 

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