|Rezension| Eine verdächtig wahre Geschichte – Antoine Laurain

von | Feb 21, 2023 | 0 Kommentare

Erfrischend, klug und typisch französisch!

Verlag: Atlantik
Originaltitel: Claudia Kalscheuer
Gebundene Ausgabe: 14,00 Euro
Ebook: 9,99 Euro
Erscheinungsdatum: 01.02.2023
Seiten: 208

„Jedes Mal hatte Alain das Gefühl, in friedliche Orte einzudringen, um eine Ladung Dynamit sanft auf dem Sofatisch abzulegen und dann vor der versammelten Familie auf den roten Knopf zu drücken, der alles in die Luft jagen würde.“ (S.146)

Inhalt

Die Pariser Star-Lektorin Violaine Lepage liegt nach einem schweren Unfall im Koma. Aber es kommt noch schlimmer: Als sie aufwacht, droht der unter ihrer Federführung erschienene Roman Die Zuckerblumen Frankreichs renommiertesten Literaturpreis zu gewinnen. Dabei ist der Autor unauffindbar! Das ist so sehr gegen die Konvention der Preisvergabe, dass Violaines Karriereende bevorsteht. Da kommen ihr drei Morde zu Hilfe, die sich just so ereignen wie im Roman beschrieben. Nun sucht auch die Polizei den unsichtbaren Autor. Wer hat Die Zuckerblumen geschrieben und warum? Die Antwort liegt gut versteckt in der realen Vergangenheit und nicht jeder will, dass sie entdeckt wird …

Mein Eindruck

Ich liebe französische Romane und die von Antoine Laurain ganz besonders. Vier seiner Romane stehen bereits in meinem Bücherregal, “Eine verdächtig wahre Geschichte” wurde mir diesen Monat geschenkt, mit dem Hinweis, dass mir dieses Buch gut tun würde und was soll ich sagen? Es tat gut!

Dieser Roman bietet die allerbesten Voraussetzungen für gute Unterhaltung: Ein Setting in der Pariser Verlagswelt, eine exzentrische Protagonistin, ein bisschen Liebe, ein paar Morde, eine Prise Humor und ein ansprechender Schreibstil. Daraus bastelt Antoine Laurain einen Plot, der vielleicht nicht realitätsnah ist, aber dafür sehr originell. Die Starlektorin Violaine bekommt ein Manuskript zugesandt, von dem alle im Verlag begeistert sind. Das Buch wird veröffentlicht und kommt groß raus. Nur der Autor bzw. die Autorin ist unbekannt. Dann steht eine Polizistin in Violaines Büro, die von Mordfällen erzählt, die identisch mit denen im Buch des unbekanntes Autors sind. Klingt spannend? Ist es auch! Ich fand die Mischung aus Kriminalfall, Milieustudie, Liebes- und Familiengeschichte wunderbar und den versteckten Humor in der Geschichte herrlich erfrischend. Als Leser:in wird man mitgenommen in Violaines Vergangenheit und erinnert sich mit ihr an immer mehr Details aus der fernen und unmittelbaren Vergangenheit. Geschickt lockt der Autor uns immer wieder auf eine falsche Fährte, wer der bzw. die mysteriöse Verfasser:in des Manuskripts sein könnte. Irgendwann meint man ganz sicher zu wissen, wer es ist und wird dann mit einem fulminanten und unvorhersehbaren Ende überrascht. 

Ich liebe Antoine Laurain Schreibstil. Er reißt den Leser mit durch seine Nähe zu den Figuren und Schauplätzen. Er schreibt bodenständig, witzig und klug. Mit poetischen Vergleichen wie “All diese Geisterbücher bilden eine Art gasförmige Materie, die die Literatur umgibt wie die Ozonschicht die Erde.” (S. 9) und dem Aufbau seines Plots, der alles andere als stringent verläuft, beweist er einmal mehr sein schriftstellerisches Können. 

Mein Fazit:

Ich werde wohl in Zukunft allen Frankreich-Urlaubern, die mir am Herzen liegen, “Eine verdächtig wahre Geschichte” als Reiselektüre schenken. Es bietet all das, was man sich von einer Urlaubslektüre erhofft: französischen Charme, Originalität, Spannung, einen mitreißenden Schreibstil und damit beste Unterhaltung.

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