|Rezension| An Liebe stirbst du nicht – Géraldine Dalban-Moreynas

von | Okt 17, 2020 | 0 Kommentare

Ein französischer Liebesroman par excellence 

Originaltitel:On ne meurt pas d’amour
Übersetzung: Sina de Malafosse
Gebundene Ausgabe: 20,00 Euro
Ebook: 15,99 Euro
Erscheinungsdatum: 21.09.2020
Seiten: 192

„Es gibt Schlimmeres als Abwesenheit: Unwissenheit und Stille.“ (S.151)

Inhalt

Paris. An einem Novembersonntag begegnen sich die beiden zum ersten Mal am bogenförmigen Eingangstor. Es regnet. Als er den Hof betritt, bleibt ihr Herz stehen. Als sie auf ihn zukommt, bringt er kein Wort heraus. Später stellen sie gemeinsam fest, dass das der Moment war, in dem alles begann. – Ein beeindruckender, unvergesslicher Debütroman, der einem den Atem nimmt; spannend bis zur letzten Seite – unerwartet, modern und voller Leidenschaft.

Mein Eindruck

Nachdem ich zuletzt einen Roman über eine 40 Jahre andauernde, traurige Beziehung las, verhieß “An Liebe stirbst du nicht” ein willkommenes Kontrastprogramm. Mit ihrem Debüt liefert die Französin Géraldine Dalban-Moreynas einen beeindruckenden Roman über eine leidenschaftliche Liebe, der weniger durch seine Story als vielmehr durch seine wunderschöne Sprache und die intensiven Emotionen überzeugt. 

Der Plot ist nicht besonders originell: Zwei Menschen, die in festen Beziehungen sind, verlieben sich ineinander – Hals über Kopf, mit Haut und Haaren. Die Motivation beider ist nicht nur die sexuelle Anziehung, die zweifellos eine wichtige Rolle spielt, sondern anders als bei vielen anderen Affären auch die emotionale Ebene – es hat gefunkt und zwar gewaltig. Was nun? In “An Liebe stirbst du nicht” verfällt Elle ihrem neuen Nachbarn O. quasi auf den ersten Blick. Es beginnt die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe, die durch viele Dialoge und Chatprotokolle so lebendig wirkt, dass es unmöglich ist, sich ihr zu entziehen. Ich bin sicher, dass jede*r Leser*in, der/die schon mal wahrhaftig geliebt hat, von diesem Roman mitgerissen wird.

Beim Lesen musste ich immer wieder an den Buchbeginn von Julian Barnes “Die einzige Geschichte” denken: “Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden?” Um die Beantwortung dieser Frage dreht sich letztlich auch alles in diesem gerade einmal 192 Seiten umfassenden Büchlein. Ist eine Liebe, von der man weiß, dass sie vermutlich nicht glücklich enden wird, es wert, dafür alles aufs Spiel zu setzen? Ist der Schmerz, den man im Nachhinein spürt, bei dem man das Gefühl hat, zu sterben, nicht vermeidbar, wenn man sich erst gar nicht auf die großen Emotionen einlässt? Die Erzählerin Elle stellt sich diese Fragen nicht von Anfang an. Sie stürzt sich in das Abenteuer, gibt sich ihren Gefühlen für O. vollkommen hin, ist überwältigt von der Intensität ihrer, aber auch seiner Emotionen. Die beiden klammern sich aneinander wie Ertrinkende, sehen sich jede freie Minuten, schreiben sich unzählige Nachrichten, wenn sie sich nicht sehen können und überschütten sich förmlich mit emotionalen Geständnissen, nach denen Beide süchtig zu sein scheinen.

Als Leser wird einem schnell klar, dass dieses intensive Glück, dass die Beiden empfinden, nicht von Dauer sein kann, dass irgendwann die Probleme kommen und Entscheidungen getroffen werden müssen. Als das Glück ins Wanken gerät, versuchen beide nicht nur einmal die Notbremse zu ziehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Werden die Beiden es schaffen, ihr altes Leben ohne einander weiterzuleben, werfen sie es über den Haufen und bauen sich ein gemeinsames Leben auf oder sind am Ende alle Beteiligten todunglücklich?  

Wie kommt es nur, das Franzosen bzw. Französinnen so einnehmend, leidenschaftlich und authentisch über Liebe schreiben können ? Dalban-Moreynas Schreibstil hat mich von der ersten Seite an abgeholt und überzeugt durch eine wunderschöne, aber trotzdem authentische Sprache, die von Sina de Malafosse fabelhaft ins Deutsche übertragen wurde. Seit langem habe ich mir mal wieder zig Passagen in einem Buch markiert, die mich beeindruckt, berührt und in vielen Fällen auch in meiner eigenen Denkweise bestätigt haben. Ich habe jede Minute, die ich mit diesem Roman und seinen beiden Protagonisten verbracht habe, genossen und wollte nach dem Ende am liebsten wieder von vorn anfangen, um all diese Gefühle beim Lesen nochmal zu erleben.

Mein Fazit:

Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an die Liebe mit all ihren schönen und schattigen Seiten. Eindringlich und mitreißend erzählt die Autorin eine Geschichte über zwei Menschen, die einander verfallen, miteinander ganz nach oben fliegen, aber genauso tief wieder fallen. Ganz viel Liebe für dieses Buch mit dem gewissen französischen Etwas, das ihm den besonderen Reiz gibt. 

Vielen Dank an Nagel & Kimche für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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