|Rezension| Es geht mir gut – Jessica Anthony

von | März 15, 2025 | 0 Kommentare

„Es geht mir gut“ – Aber berührt hat es mich nicht.

Verlag: Kein & Aber
Originaltitel: The Most
Übersetzung: Andrea Stumpf/ Gabriele Werbeck
Gebundene Ausgabe: 23,00 Euro
Ebook: 17,99 Euro
Erscheinungsdatum: 14.02.2025
Seiten: 160

„Während er sich seit dem College kaum verändert hatte, kam sich Kathleen wie eine sich innerlich und äußerlich ständig verändernde Landschaft vor.“ (S.78)

Inhalt

Es beginnt mit einem stillen Protest. Kathleen Beckett entscheidet sich, den ungewöhnlich warmen Novembersonntag anders zu verbringen – den Gottesdienst mit der Familie ausfallen zu lassen und in den Pool zu steigen. Im Wasser treibend, lässt Kathleen ihre verpassten Chancen und Träume an sich vorbeiziehen und rebelliert gegen die Person, die sie in den letzten Jahren war. Währenddessen ist ihr Mann Virgil gefangen zwischen Schuld und Verantwortung und versucht, das eigens gesponnene Netz aus Lügen aufrechtzuerhalten, um die Illusion ihrer Ehe nicht zu gefährden. Doch mit jedem Augenblick, den Kathleen länger im Pool bleibt, droht auch Virgils Fassade zu bröckeln. Mit psychologischem Feingefühl und literarischer Tiefe erzählt Jessica Anthony von Zuneigung und gleichzeitigem Überdruss und von der Zerbrechlichkeit, aber auch von der Stärke der stillen Auflehnung. Ein kraftvoller Roman über das, was passiert, wenn wir dem innersten Drang, wirklich zu leben, nachgeben.

Mein Eindruck

Es gibt Bücher, die einen sofort packen, emotional mitreißen und lange nachwirken. Und dann gibt es Bücher wie “Es geht mir gut” von Jessica Anthony – ein Roman, der mich nicht ärgerte, aber eben auch nicht berührte.

Schon das Cover und die Vermarktung des Buches haben mich neugierig gemacht. Der Satz “Dieser Roman schafft das Unmögliche: Er erzählt etwas Neues über die Ehe” weckte hohe Erwartungen, denn Geschichten über Beziehungen und Ehen habe ich bereits viele gelesen. Der Klappentext klang ebenfalls vielversprechend: Eine Frau steigt bei eigentlich unpassendem Wetter in den Pool und kommt nicht mehr heraus – ein Akt der Auflehnung. Das versprach psychologische Tiefe, subtile Spannung, vielleicht sogar ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Marketingtechnisch gibt es für dieses Buch also eine glatte 10 von 10. Doch die Geschichte selbst konnte für mich nicht mithalten.

Zunächst war ich überrascht, dass der Roman in der Nachkriegszeit spielt – eine Information, die aus dem Klappentext nicht hervorgeht. Zwar wollte ich mich darauf einlassen, doch mein fehlender Zugang zu den Figuren begleitete mich von der ersten bis zur letzten Seite. Der nüchterne, schnörkellose Erzählstil war durchaus angenehm, aber in Kombination mit einer Geschichte, die sich für meinen Geschmack ebenfalls als zu schnörkellos entpuppte, blieb das Leseerlebnis blass.

Das zentrale Thema des Romans ist eigentlich interessant: Virgil und Kathleen führen eine Ehe, die nach außen hin funktioniert, in der jedoch Lügen existieren, die das Fundament der Beziehung zum Einsturz bringen könnten. Die wechselnden Perspektiven der beiden Figuren ermöglichen einen Einblick in die Abgründe dieser nach außen hin perfekten Familie. Doch obwohl die Ausgangssituation Potenzial bietet, blieb ich als Leserin auf Distanz. Die Figuren blieben mir fremd, ihr Innenleben war für mich nicht greifbar, so dass mir insgesamt die Emotionalität fehlte: die der Figuren und meine eigene.

Als ich das Buch beendet hatte, fragte ich mich: Was sollte mir diese Geschichte sagen? Sollte sie mich überraschen, schockieren oder zum Nachdenken bringen? Habe ich tatsächlich etwas Neues über die Ehe erfahren? Nein, ich denke nicht. Wie so oft kommen in solchen Momenten die Selbstzweifel: Habe ich das Buch einfach nicht verstanden? Bin ich nicht aufmerksam genug, nicht schlau genug für diesen Roman? Doch dann schiebe ich diese Gedanken beiseite. Nicht jedes Buch ist für jeden Leser gemacht – und dieses war eben nicht meins.

Mein Fazit:

“Es geht mir gut” ist ein Roman mit einem spannenden Ansatz, der für mich jedoch nicht die versprochene Tiefe erreichte. Zwar ist der Stil klar und die Geschichte handwerklich solide erzählt, doch fehlte mir das emotionale Echo, das mich wirklich hätte mitfühlen lassen. Wer nüchterne, zurückhaltende Erzählweisen mag, könnte hier auf seine Kosten kommen. Für mich blieb das Buch jedoch blass und hinterließ zu viele Fragezeichen in meinem Kopf.

 
Vielen Dank an den Kein & Aber Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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