|Rezension| Julius Fischer – Ich hasse Menschen
Witzige Pflichtlektüre für alle Misanthropen
„Oder Jogger, Die Porschefahrer unter den Fußgängern. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Jogger, so sich ihre Strecken kreuzen, einander grüßen. Ich habe das nie verstanden. Im normalen Leben oder im Straßenverkehr würden sie sich hassen. Außer sie fahren Porsche. Aber im Park, wenn das Licht der Abendsonne so friedlich strahlt, ist man nett zueinander. ›Oh du joggst. So wie ich auch jogge!‹ schwingt im Subtext mit, oder auch ›Was sind wir für geile Leute.‹ Arschlöcher.” (S.55f.)
Worum geht´s?
Julius Fischer hasst Menschen. Das fängt bei Kindern an. Pubertät geht auch gar nicht. Noch ätzender sind eigentlich nur Studenten. Und natürlich Berufstätige. Die sind am schlimmsten. Aber nichts im Vergleich zu Rentnern. In seinem Debütroman erzählt er davon, wie er versucht, all diesen Leuten aus dem Weg zu gehen. Und wie er daran scheitert. Er berichtet von dem Agenten, der ihn als ‘der lustige Dicke’ meistbietend an große Verlage verhökern wollte, oder der esoterischen Reiseführerin auf seiner Hochzeitsreise am Stechlin. Von der Tour mit seinen Lesebühnen-Kollegen oder dem Besuch der Leipziger Buchmesse mit seinem Freund, dem Ultra Enrico. Und davon, wie er immer wieder verzweifelte.
(Quelle: https://www.voland-quist.de/buch/?269/Ich+hasse+Menschen–Julius+Fischer)
Mein Eindruck
Mindestens dreimal am Tag murmele ich “Ich hasse Menschen” vor mich hin: Wenn mir jemand im Weg steht, wenn jemand unfreundlich ist, wenn sich jemand beim in die Bahn einsteigen vordrängelt oder wenn ich mal wieder bei Twitter Kommentare von irgendwelchen Deppen lese, deren Hobby es ist, andere Menschen niederzumachen. Kein Wunder also, dass ich sofort Herzchen in den Augen hatte, als ich Julius Fischer “Ich hasse Menschen” erblickte. Endlich jemand, der mich versteht. Da ich Julius Fischer bereits als Poetry Slammer kenne, hatte ich eine gewisse Vorahnung auf was ich mich mit dieser selbsternannten “Abschweifung” einlasse.
Es handelt sich bei diesem dünnen Büchlein um eine geschickte Aneinanderreihung verschiedener witziger Epsioden, deren roter Faden eine Zugfahrt ist, auf der sich der Autor befindet. Was sofort auffällt: Man hat das Gefühl, Julius Fischer schreibt wie es ihm in den Sinn kommt. Trotzdem ist der Text aber gut strukturiert und nicht so konfus wie manch andere Texte bei denen man denkt, der Autor hätte seine Gedanken ungefiltert wiedergegeben.
Nun das Wichtigste: Julius Fischer ist wirklich, wirklich witzig – sein Humor wirkt nie erzwungen, sondern sehr authentisch. Er setzt durch die überspitzte Darstellung von Alltagsszenen auf die Identifikation des Lesers mit dem Erlebten. Es sind die eigenen misanthropen Züge, die man beim Lesen wiedererkennt. Der Satz “Ich hasse Menschen.” zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ich kann versichern, dass er an jeder Stelle absolut angebracht ist, denn die Menschen über die Fischer schreibt, sind die, die uns einfach tierisch auf den Keks gehen – und das ist noch milde formuliert. Dabei zeichnet sich sein Humor durch eine präzise Beobachtungsgabe aus, ist außerdem feinsinnig und klug, also ganz bestimmt kein platter Mario Barth Style.
Mein Fazit:
Mit 16 Euro für 160 Seiten ist “Ich hasse Menschen” zwar ein preisintensives Taschenbuch, allerdings auch eines der wenigen humorvollen Bücher, die ihr Geld wert sind. Julius Fischer präsentiert hier die unterhaltsame Bibel für Misanthropen, die mich tatsächlich trotz geringerem Umfangs noch öfter zum Lachen gebracht hat als die Känguru-Chroniken seines Freundes Marc-Uwe Kling. Allein deshalb kann ich jedem, der sich von dem zugegebenermaßen sehr verallgemeinernden Titel angesprochen fühlt, dieses Buch sehr ans Herz legen!