|Rezension| Paradise Garden – Elena Fischer

von | Jan 6, 2024 | 0 Kommentare

Das erste für den Buchpreis nomierte-Buch, das ich wirklich großartig fand!

Verlag: Diogenes
Gebundene Ausgabe: 23,00 Euro
Ebook: 19,99 Euro
Erscheinungsdatum: 23.08.2023
Seiten: 352

„Am Tag als meine Mutter starb, fiel ich auseinander. Übrig blieb eine Buchstabenfolge, die einmal mein Name gewesen war.“ (S.7)

Inhalt

Die 14-jährige Billie verbringt die meiste Zeit in ihrer Hochhaussiedlung. Am Monatsende reicht das Geld nur für Nudeln mit Ketchup, doch ihre Mutter Marika bringt mit Fantasie und einem großen Herzen Billies Welt zum Leuchten. Dann reist unerwünscht die Großmutter aus Ungarn an, und Billie verliert viel mehr als nur den bunten Alltag mit ihrer Mutter. Als sie Marika keine Fragen mehr stellen kann, fährt Billie im alten Nissan allein los – sie muss den ihr unbekannten Vater finden und herausbekommen, warum sie so oft vom Meer träumt, obwohl sie noch nie da war.

Mein Eindruck

Obwohl ich mir alle Bücher des Diogenes Verlag bereits in deren Programmvorschauen genaustens anschaue, habe ich “Paradise Garden” recht lange links liegen lassen. Ich mochte zwar das Cover sehr, aber die Inhaltsbeschreibung hat mich nicht angesprochen und der Titel irgendwie auch nicht. Dann wurde das Buch auch noch für den Deutschen Buchpreis nominiert und damit war es dann gänzlich raus aus meinem Interessenfeld. Buchpreisbücher und ich – das wird nämlich nichts. Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder ein Buch gelesen, das den Buchpreis gewonnen hat und mir hat keines davon gefallen. Keines! Nun kann man also quasi von Glück sprechen (und ich weiß, dass Elena Fischer und der Diogenes Verlag das vermutlich anders sehen), dass “Paradise Garden” nicht den Buchpreis 2023 gewonnen hat. Das ist nämlich ein Qualitätsmerkmal – jedenfalls in meiner Welt. Letztlich war es aber eine persönliche Empfehlung von jemanden, dessen Buchgeschmack sich sehr mit meinem deckt, die mich nun doch neugierig gemacht hat auf Elena Fischer Debütroman. Bereits nach 20 Seiten wusste ich: Elena Fischers Debüt ist genau meins. 

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der 14-jährigen Billie, die mit ihrer Mutter in einer Hochhaussiedlung in recht einfachen Verhältnissen lebt. Bereits zu Beginn des Buches wird erwähnt, dass Billie ihre Mutter verliert. In Rückblenden erzählt die Protagonistin vom Leben und Aufwachsen mit ihrer Mutter. In jedem Satz schwingt die enge Bindung der beiden mit und mit wie viel Liebe sie miteinander umgegangen sind – trotz ihrer (finanziell) schwierigen Situation. Es ist meines Erachtens Elena Fischers große Stärke mit wie viel Liebe und Wärme sie ihre Figuren charakterisiert. 

Nach dem Tod ihrer Mutter, die Billies wichtigster Bezugspunkt im Leben war, wandelt sich ihr Leben um 180 Grad und der ihr bis dahin unbekannte Vater wird zum neuen Dreh- und Angelpunkt. Sie macht sich auf die Suche nach ihm, um Antworten auf die Fragen zu bekommen, die ihre Mutter ihr nicht mehr geben kann. Dabei werden die Gedanken und Empfindungen der Teenagerin so glaubhaft beschrieben, dass es unmöglich ist, nicht mit ihr mitzufühlen. Die Entwicklung der Geschichte ist im weiteren Verlauf zwar ein wenig realitätsfern, überrascht allerdings durch einen Plottwist und ein Finale, das dem Buch würdig ist. 

Neben den tollen Figuren hat mir der Schreibstil der Autorin am meisten gefallen. Ihre klare Sprache, die dennoch so viel Poesie hat, ohne je bemüht zu wirken, hat mich begeistert. Es sind Sätze wie „Da unten lag der Sarg, darauf lagen Sonnenblumen, und darin lag meine Mutter.“ oder das oben stehende Zitat, die aus ganz einfachen Worten bestehen, aber ihre Wirkung ist gewaltig. Ich möchte deshalb unbedingt noch mehr von Elena Fischer lesen und hoffe auf einen zweiten Roman.

Mein Fazit:

“Paradise Garden” von Elena Fischer ist ein großartiges Debüt, das ganz zurecht in meinem Lieblingsverlag veröffentlicht wurde. Es ist eine warmherzige Comig of Age Geschichte, die durch eine unheimlich schöne, klare Sprache und realitätsnahe Figuren berührt und im Kopf bleibt. Es tut mir zwar leid für die Autorin und den Verlag, dass der Roman nicht den Deutschen Buchpreis gewonnen hat, aber für mich war das ein Glücksfall – ich hätte ihn sonst nicht gelesen. 

 
Vielen Dank an den Diogenes Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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