|Rezension| Verity – Colleen Hoover

von | Jul 1, 2023 | 0 Kommentare

Irgendwas zwischen verstörend und großartig…

Verlag: dtv
Originaltitel: Verity
Übersetzung: Katarina Ganslandt
Gebundene Ausgabe: 15,95 Euro
Ebook: 12,99 Euro
Erscheinungsdatum: 13.03.2020
Seiten: 416

„Manche Familien haben das große Glück, in ihrem Leben nie auch nur eine einzige Tragödie erleben zu müssen. Und dann gibt es welche, bei denen die Tragödien geradezu Schlange zu stehen scheinen. Was schiefgehen kann, geht schief. Und zuletzt kommt alles nochmal schlimmer.“ (S.41)

Inhalt

Die Jungautorin Lowen Ashleigh bekommt ein Angebot, das sie unmöglich ablehnen kann: Sie soll die gefeierten Psychothriller von Starautorin Verity Crawford zu Ende schreiben. Diese ist seit einem Autounfall, der unmittelbar auf den Tod ihrer beiden Töchter folgte, nicht mehr ansprechbar und ein dauerhafter Pflegefall.
Lowen akzeptiert – auch, weil sie sich zu Veritys Ehemann Jeremy hingezogen fühlt. Während ihrer Recherchen im Haus der Crawfords findet sie Veritys Tagebuch und darin offenbart sich Lowen Schreckliches …

Mein Eindruck

Nachdem ich vor gar nicht allzu langer Zeit wieder einmal feststellen musste wie gut Bücher von Colleen Hoover meinem Lesefluss tun, da ein Versinken in die Geschichte garantiert ist, habe ich mir nun wieder eines ihrer Bücher gekauft – dieses Mal das, was wohl bisher am umstrittensten ist: “Verity”. Ich habe mich vorher nicht mit der Diskussion um das Buch auseinandergesetzt, sondern in den Sozialen Medien nur mitbekommen, dass viel darüber diskutiert wurde. Mein Lese-Buddy hat es vorher gelesen und mich schon mal vorgewarnt, dass sie sich nicht sicher ist, wie ich auf den Inhalt reagiere. Umso neugieriger war ich natürlich, was sich hinter ihrer Warnung verbirgt. Schließlich bin ich doch verschrien als diejenige, die “immer deprimierende Bücher liest”.

Nun, “Verity” ist nicht deprimierend. “Verity” geht an die Substanz. Jedenfalls ging mir dieses Buch an die Substanz, vor allem weil in dieser Geschichte Dinge passieren, die mir als Mutter so nah gegangen sind, dass ich das Buch zwischenzeitlich weglegen und das Gelesene veratmen musste. Das ist definitiv kein typischer Hoover-Liebesroman mit dem dramatischen Plottwist. Vielmehr handelt es sich hier um einen Psychothriller mit Liebesgeschichte. Für mich, die eigentlich keine Psychothriller liest und die dachte “Hey, es ist Colleen Hoover, wie schlimm kann es schon sein?” war die Lektüre herausfordernder als ich vermutet hatte. Zu Ende gelesen habe ich es natürlich trotzdem, weil ich die Spannung wie sich das Ganze auflöst, kaum ausgehalten habe. Eines steht fest: Dieser Roman ist brillant konstruiert. Nicht zufällig heißt er “Verity”. So heißt zwar auch eine der Hauptfiguren im Buch und insofern scheint der Titel nicht besonders originell. “Verity” ist im Deutschen aber eben auch die “Wahrheit”, womit zugleich das zentrale Motiv der Geschichte benannt ist. Alles dreht sich um die Wahrheit. Was ist wirklich passiert? Genauso wie Lowen, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, rätselt man als Leser:in mit, welche Wahrheit die richtige Wahrheit ist. Dabei führt die Autorin sowohl ihre Protagonistin als auch die Leserschaft immer wieder auf die falsche Fährte und egal, was man während des Lesens spekuliert hat: am Ende kommt alles anders.

Apropos Ende: Ich habe die Ausgabe des Buches gelesen, die den neuen Epilog beinhaltet. Mein Lesebuddy empfahl mir, den Epilog nicht zu lesen. Aber ich kann doch kein Buch vor dem Epilog zuklappen. Also las ich ihn und wusste sofort, warum ich ihn nicht hätte lesen sollen. Er verändert die Geschichte völlig. Das Ende vor dem Epilog hat mir viel besser gefallen. Auch wenn es viele Fragen offen lässt, die der Epilog zumindest zum Teil beantwortet.

Ich gehe in meiner Rezension absichtlich nicht auf die Handlung ein, weil es unmöglich ist, auf diese Bezug zu nehmen, ohne zu spoilern. Das einzige, was ich zur Handlung sagen kann: Sie ist spannend bis zuletzt, Gänsehaut-fördernd, Übelkeit hervorrufend, extrem (!) sexlastig und wahnsinnig gut erzählt.

 

 

Mein Fazit:

Jetzt bleibt die Frage: Muss man dieses Buch lesen? Vielleicht nicht. Man sollte es aber lesen, wenn man Colleen Hoover von einer anderen Seite kennenlernen will, wenn man nicht zartbesaitet ist und vor allem, wenn man einen genial konstruierten Roman lesen möchte, der einen wirklich bis zuletzt den Atem raubt.

 
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