|Auf LiteraTour| Als Jurymitglied beim Vorlesewettbewerb
Vergangenes Wochenende durfte ich als Jury-Mitglied eines Vorlesewettbewerbs einen sehr eindrucksvollen Vormittag erleben. Seit 1959 organisiert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich den Vorlesewettbewerb. Der Wettbewerb, der von Erich Kästner mitbegründet wurde, steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Im vergangenen Schuljahr haben sich rund 600.000 Kinder an über 7.100 Schulen beteiligt.
Nachdem jeweils die besten Vorleser aus den sechsten Klassen aller Schulen der Stadt (in meinem Fall Erfurt) von den Lehrern ausgewählt wurden, durften diese Ihr Können am Samstag, den 18. Februar 2017, in der Kinder- und Jugendbibliothek Erfurt zeigen. Eben jene Bibliothek ist übrigens eine echte Augenweide! Ich habe mich sehnsüchtig umgeschaut und bedauert, dass ich selbst aus dem Alter heraus und mein Sohn noch nicht in dem Alter drin ist. Als Kind habe ich selbst viel Zeit in unserer städtischen Kinderbibliothek verbracht, die aber leider (damals) nicht ansatzweise so gemütlich und gut ausgestattet war.
Zurück zum Wettbewerb: Die besten Vorleser aus 15 Erfurter Schulen lasen zunächst aus einem selbstgewählten Buch etwa 3 Minuten eine (möglichst) besondere Passage vor. Nach dieser ersten Runde durften sich die besten 7 an einem kurzen Fremdtext beweisen, der von der Organisatorin und Moderatorin des Wettbwerbs, Claudia Stapp (Inhaberin der Buchhandlung “Buch Stapp”) ausgewählt wurde. Dabei lasen alle Kinder aus dem gleichen Kinderbuch, allerdings jeder einen eigenen Textabschnitt.
Zusammen mit meinen Jurykollegen Carsten Franke, Geschäftsführer des Magazins Kids&Co, Marina Glöckner, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek sowie Simone Zopf, Buchhändlerin bei Buch Stapp, erlebte ich einen unterhaltsamen, spannenden und beeindruckenden Vormittag, an dem ich nicht nur ganz unterschiedliche Kinder- und Jugendbücher (die Bandbreite reichte von Schulgeschichten über Fantasy bis zum Jugendthriller) vorgestellt und vorgelesen bekam, sondern nebenher noch eben jene netten Jurykollegen kennenlernen durfte.
Was mich aber am meisten nachhaltig beindruckt hat, war die Begeisterung der Schüler für ihr jeweiliges Buch. Manche waren dabei so ansteckend euphorisch; die Begeisterung fürs Lesen war ihnen nicht nur durch die hohe Qualität des Vorlesens anzumerken, sondern eben auch auch daran wie sie das Buch im Vorfeld präsentierten. Der Mut der Schüler diese Begeisterung mit dem Publikum zu teilen, vor so vielen Menschen laut vorzulesen und frei zu sprechen, wurde am Ende mit einem Buchgeschenk, einer Teilnehmerurkunde und tosendem Applaus belohnt.
Als beste Vorleserin Erfurts wurde schließlich Alina Lange vom Heinrich-Mann-Gymnasium gekührt, die nicht nur das Buch authentisch und selbstbewusst vorstellte, ihren eigenen Text flüssig und perfekt betont vorlas, sondern auch den ihr fremden Text inklusive amerikanischer Eigennamen so souverän vortrug als hätte sie ihn bereits x-mal gelesen. Eine klasse Leistung! Ich wünsche Alina alles Gute und viel Erfolg für die nächste Runde im Vorlesewettbwerb.