|Kinderliteratour| Nobbi. Der Mutmachhase – Maike Bollow/ Judith Allert/ Stefanie Reich
Eine Geschichte mit Potenzial, das nicht ausgeschöpft wird
Seiten: 32
Inhalt
Nobbi ist ein ganz besonderer Hase. Nicht nur weil er quirlig, frech und selbstbewusst ist und sich immer um die Tiere in seiner Umgebung sorgt und kümmert, sondern auch, weil er eine Bauchtasche hat – streng genommen ist er also ein Beutelhase. In seiner Tasche kann Nobbi Sorgen und Ängste verschwinden lassen. Aber er hat auch allerhand nützliche Sachen dabei, um seinen Freunden in schwierigen Situationen zu helfen und ihnen Mut zu machen. Denn Nobbi ist ein echter Mutmachhase!
Unser Eindruck
Auf “Nobbi. Der Mutmachhase” wurde ich durch die schönen Illustrationen von Stefanie Reich aufmerksam, die mich ein wenig an die Bücher von Joëlle Tourlonias erinnern sowie durch das Stichwort “Mut” im Titel. Schon länger habe ich eine schöne, mutmachende Geschichte zum Vorlesen gesucht. Außerdem hat mir der Name “Nobbi” irgendwie gefallen. Endlich mal ein Hase, der nicht Hasi oder Möhri heißt, sondern einen etwas originelleren Namen bekommen hat.
Die Voraussetzungen waren also insgesamt sehr gut für eine schöne Geschichte, die Kinder ermutigt, aber hält das Buch auch was der Titel verspricht? Nobbi, der Hase mit dem Beutel (erste Frage der Kinder: “Warum hat der Hase ein Beutel? Ist das ein Känguru-Hase?”) trifft auf verschiedene Tiere in – sagen wir mal – Notsituationen. Da ist ein Vogel, der auf einem Ast sitzt und sich nicht traut, zu fliegen. Es gibt einen Igel und einen Siebenschläfer, die sich streiten, weil der eine, den anderen vom Schlafen abhält sowie eine Eule, die Angst hat im Dunkeln. Nobbi hilft diesen Tieren, indem er ihnen gut zuredet und Lösungsvorschläge für das Problem unterbreitet. Am Ende flüstert er ihnen immer eine Art Mantra zu, was sie letztlich auf magische Weise dazu bringt, mutig zu sein und sich ihren Ängsten zu stellen. Letzteres hätte es in meinen Augen nicht gebraucht. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, dass es nur ein Sprüchlein braucht, um mutig zu sein.
Insgesamt fehlt mir in dieser Geschichte der Humor, dafür wird kräftig die Moralkeule geschwungen. Grundsätzlich sind Kinderbücher mit einer Botschaft (in diesem Fall: Sei mutig und stell dich deinen Ängsten!) eine schöne Möglichkeit, Kinder spielerisch mit solchen Themen in Berührung zu bringen. In “Nobbi. Der Mutmachhase” geschieht das aber für meinen Geschmack zu plakativ.
Wirklich gelungen sind allerdings die Illustrationen, die nicht nur mein Herz erwärmt, sondern auch den Kindern gut gefallen haben. Die beschriebenen Szenen sind kindgerecht und sehr liebevoll auf je einer Doppelseite großformatig dargestellt, die Tiere sind realitätsnah gezeichnet und die dargestellten Emotionen auch für Kinder gut wahrzunehmen.
Mein Fazit:
“Nobbi. Der Mutmachhase” hatte durch den originellen Titel und die wunderbaren Illustrationen großes Potenzial gehabt, ein “must have” in jedem Kinderzimmer zu werden. Leider ist die Geschichte an sich nicht ganz stimmig (Warum hat der Hase einen Beutel? Wird man mutig, weil ein Hase mit Beutel sagt, man solle jetzt mutig sein?), so dass viel Potential verschenkt wurde. Es gibt sicher wesentlich schlechtere Kinderbücher, aber eben auch bessere, die mit mehr Humor und weniger Moral ausgestattet sind.