|Rezension| Die Kunst des Verschwindens – Melanie Raabe
Über Seelenverwandtschaft und Alltagsmagie
„Wir jagen sie noch heute, diese Nacht, und das ist gut, denn wir hatten nie eine, die perfekt war, aber wir hatten viele, viele großartige Nächte, von denen bei jeder einzelnen irgendeine Kleinigkeit nicht stimmte; vielleicht, weil Alba mit jemandem Streit anfing, vielleicht, weil irgendwer sein Handy oder sein Portemonnaie verlor, vielleicht, weil ein Ex von Björn auftauchte, was immer in Tränen endete, oder weil irgendwer von uns irgendetwas nicht vertrug und irgendwann kotzend über der Toilette hing; und das war alles so viel besser als perfekt.” (S. 226 f.)
Inhalt
Gibt es das, eine Seelenverwandtschaft zwischen bislang Unbekannten? Ist es manchmal leichter, mit einer Fremden zu sprechen als mit den Menschen, die man schon lange kennt und liebt? Als die junge Fotografin Nico zufällig zwischen den Jahren der Schauspielerin Ellen Kirsch auf den nächtlichen, winterlichen Straßen Berlins begegnet, fühlt sie fast unmittelbar eine unheimliche Nähe, die sie sich nicht erklären kann. Was haben sie schon gemeinsam, der inzwischen weltberühmte Hollywoodstar und die noch um Anerkennung ringende Fotografin? Was sieht Ellen in ihr, was sie selbst nicht erkennen kann? Vor allem aber: Warum schert sich Nico darum, dass Ellen eines Tages einfach wieder aus ihrem Leben verschwindet? Und zwar so plötzlich, wie sie gekommen ist? Als Nico endlich begreift, warum sie nicht loslassen kann, macht sie sich auf die Suche – nicht nur nach Ellen, sondern auch nach ihrer Mutter und ihrer eigenen Geschichte.
Mein Eindruck
Wer einen Roman sucht, der anders ist als die anderen und den man schwer aus der Hand legen kann, ist mit Melanie Raabes “Die Kunst des Verschwindens” gut beraten. Auch wenn es sich dabei um keinen Thriller handelt, merkt man der Geschichte an, dass die Autorin bisher meistens Thriller veröffentlicht hat, denn es gelingt ihr, den Nervenkitzel, der für Thriller so typisch ist, über die gesamte Länge des Romans zu erzeugen. Auch wenn das Ende mich nicht vollends überzeugt hat, habe ich es zu keinem Zeitpunkt bereut, dieses Buch gelesen zu haben.