|Rezension| Drei Wünsche – Laura Karasek
Was Frauen (nicht) wollen…
„Warum kann man von Menschen, die einem am nächsten stehen, Komplimente schwerer annehmen? Warum sucht man die Bestätigung von anderen? Warum möchte man neue Aufmerksamkeit und neue Menschen für sich gewinnen? Tim hat Rebecca ja schon gewonnen. Man kann sich nicht fünf Mal über dasselbe Rubbellos auf dem Jahrmarkt freuen. Riesenstofftierpony bleibt Riesenstofftierpony. Man kann das Geschenk auch nicht wieder einpacken und erneut auspacken. Das Kompliment ist eine bloße Wiederholung.“ (S.103)
Inhalt
Mein Eindruck
Hätte ich nicht irgendwo eine begeisterte Besprechung von Laura Karaseks „Drei Wünsche“ gelesen, hätte ich diesen Roman vermutlich aufgrund des merkwürdigen Covers und des nicht gerade wahnsinnig originellen Titels ignoriert. Ich kann mich mit diesem Covermotiv einfach nicht anfreunden. Was soll es aussagen? Das Naheliegendste ist die Darstellung der drei Protagonistinnen, deren emotionale Nähe durch körperliche Nähe dargestellt wird. Aber diese glatten, makellosen Gesichter sehen eher aus wie leicht gruselige Puppen als wie drei Frauen Mitte 30.
Von dem merkwürdigen Cover mal abgesehen, fand ich allerdings den Ansatz, drei Frauen Mitte 30 mit ihren (unterschiedlichen) Problemen zu portraitieren, sehr spannend. Nicht zuletzt natürlich weil ich selbst in diese Altersgruppe gehöre und bestimmte – im Klappentext angedeutete – Problemfelder durch persönliche Erfahrung oder Erlebnisse im Freundeskreis nachempfinden kann.
Als Leser begleitet man die drei Frauen in jeweils getrennten Kapiteln auf ihrem jeweiligen Weg bis diese sich etwa nach einem Drittel der Geschichte kreuzen. Diese Verflechtung der drei Schicksale hätte man meines Erachtens etwas origineller gestalten können. Das wirkte auf mich zu bemüht und wurde außerdem viel zu schnell abgewickelt. Man trifft sich zufällig, redet plötzlich über sehr intime Dinge miteinander und ist ab diesem Zeitpunkt befreundet. Realitätsnähe ist das nicht gerade. Überhaupt wirkt der ganze Roman, der in seinen Ansätzen durchaus spannend ist und durch die abwechselnde Kapitelstruktur auch sehr kurzweilig, an vielen Stellen zu bemüht. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass Laura Karasek versucht, möglichst viele Themen und Gedanken unterzubringen und den aktuellen Zeitgeist (Stichwort: Instagram, WhatsApp, etc.) abbilden zu wollen. Damit hat sie sich für knapp 400 Seiten Umfang allerdings zu viel vorgenommen, so dass sie stets nur an der Oberfläche kratzt. Vor allem bei Rebecca, deren Namen ich bis zuletzt immer wieder mit Helena verwechselte, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Figuren nicht genügend Tiefe haben, ist mir das besonders deutlich aufgefallen. Während die verheiratete Maxie, die eine Affäre mit einem wesentlich älteren Mann beginnt, durchaus ein spannender Charakter ist und auch die schwangere Helena mit ihrem schwer krankem Vater stellenweise durchaus Identifikationspotenzial bietet, war das bei der Karrierefrau Rebecca mit ihre, unerfüllten Kinderwunsch leider gar nicht der Fall. Sie bleibt bis zuletzt blutleer und das Thema meines Erachtens nich mit der gebührenden Ernsthaftigkeit behandelt.
Auffällig war auch, dass ich vor allem bei den Szenen, in denen die drei Frauen miteinander agierten, das Gefühl nicht loswurde, dass die Gespräche eher aus feministischen Allgemeinplätzen bestanden, vielleicht um hier einer möglichst breiten weiblichen Leserschaft dieses „Ja, genau!“-Gefühl zu vermitteln. Mir ging die Betonung dessen, dass es Frauen auf der Karriereleiter schwer haben und Schlampen sind, wenn sie viel Sex haben wohingegen Männer dafür gefeiert werde , ziemlich auf die Nerven. Das ist alles wenig originell.
Trotz aller Kritik habe ich „Drei Wünsche“ recht zügig gelesen und aus der Lektüre auch Einiges mitnehmen können. Vor allem Maxies Geschichte, die sich immer tiefer in eine ausweglose Situation manövriert, hat mich sehr gefesselt und nachhaltig bewegt.
Mein Fazit:
Laura Karaseks „Drei Wünsche“ gibt den Leser Einblicke in die Gefühlswelten und Wünsche dreier Frauen Mitte 3. Trotz aller Kritik ist kein schlechter Roman, aber eben auch kein richtig guter, weil ihm oft die Tiefe und Authentizität fehlt. Wer allerdings ein Buch sucht, bei dem man nicht viel nachdenken muss und trotzdem gut unterhalten wird, kann mit diesem Roman nichts falsch machen.