|Rezension| Drei Wünsche – Laura Karasek

von | Dez 28, 2019 | 0 Kommentare

Was Frauen (nicht) wollen… 

Verlag: Eichborn
Gebundene Ausgabe: 20,00 Euro
Ebook: 14,99 Euro
Erscheinungsdatum: 30.09.2019
Seiten: 368

„Warum kann man von Menschen, die einem am nächsten stehen, Komplimente schwerer annehmen? Warum sucht man die Bestätigung von anderen? Warum möchte man neue Aufmerksamkeit und neue Menschen für sich gewinnen? Tim hat Rebecca ja schon gewonnen. Man kann sich nicht fünf Mal über dasselbe Rubbellos auf dem Jahrmarkt freuen. Riesenstofftierpony bleibt Riesenstofftierpony. Man kann das Geschenk auch nicht wieder einpacken und erneut auspacken. Das Kompliment ist eine bloße Wiederholung.“ (S.103)

Inhalt

Drei Frauen um die dreißig. Drei ganz unterschiedliche Leben. Ein und dasselbe Gefühl: genau jetzt die Weichen für ihr Lebensglück stellen zu müssen.
Rebecca schwankt zwischen Karriere und Kinderwunsch, Maxie setzt für eine leidenschaftliche Affäre alles aufs Spiel, und Helena erhält zwei Nachrichten, die ihr schmerzhaft bewusst machen, dass es Dinge gibt, auf die wir keinen Einfluss haben. Selbsterfüllung und Familie, Lust und Liebe, Abschied und Neubeginn – all das liegt so nahe beieinander und doch so weit voneinander entfernt. Wofür soll man kämpfen in einer Welt, in der vermeintlich alles möglich ist?
Mitreißend und schonungslos schreibt Laura Karasek über die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, über Töchter und Väter, über Macht, Sex, Trauer und Glück. In ihrer unnachahmlich klaren Sprache verdichtet sie dabei ganze Leben zu einem Kaleidoskop all der widerstreitenden Gefühle, die jeder von uns in sich trägt.
Ein Roman über die Gefühlswelten moderner junger Frauen, über große Entscheidungen, über Hoffnung und Ängste und die Suche nach dem, was wirklich zählt im Leben. Vor allem aber: Ein Roman über die Liebe – in all ihren schönen, traurigen, seltsamen Facetten.

Mein Eindruck

Hätte ich nicht irgendwo eine begeisterte Besprechung von Laura Karaseks „Drei Wünsche“ gelesen, hätte ich diesen Roman vermutlich aufgrund des merkwürdigen Covers und des nicht gerade wahnsinnig originellen Titels ignoriert. Ich kann mich mit diesem Covermotiv einfach nicht anfreunden. Was soll es aussagen? Das Naheliegendste ist die Darstellung der drei Protagonistinnen, deren emotionale Nähe durch körperliche Nähe dargestellt wird. Aber diese glatten, makellosen Gesichter sehen eher aus wie leicht gruselige Puppen als wie drei Frauen Mitte 30.

Von dem merkwürdigen Cover mal abgesehen, fand ich allerdings den Ansatz, drei Frauen Mitte 30 mit ihren (unterschiedlichen) Problemen zu portraitieren, sehr spannend. Nicht zuletzt natürlich weil ich selbst in diese Altersgruppe gehöre und bestimmte – im Klappentext angedeutete – Problemfelder durch persönliche Erfahrung oder Erlebnisse im Freundeskreis nachempfinden kann. 

Als Leser begleitet man die drei Frauen in jeweils getrennten Kapiteln auf ihrem jeweiligen Weg bis diese sich etwa nach einem Drittel der Geschichte kreuzen. Diese Verflechtung der drei Schicksale hätte man meines Erachtens etwas origineller gestalten können. Das wirkte auf mich zu bemüht und wurde außerdem viel zu schnell abgewickelt. Man trifft sich zufällig, redet plötzlich über sehr intime Dinge miteinander und ist ab diesem Zeitpunkt befreundet. Realitätsnähe ist das nicht gerade. Überhaupt wirkt der ganze Roman, der in seinen Ansätzen durchaus spannend ist und durch die abwechselnde Kapitelstruktur auch sehr kurzweilig, an vielen Stellen zu bemüht. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass Laura Karasek versucht, möglichst viele Themen und Gedanken unterzubringen und den aktuellen Zeitgeist (Stichwort: Instagram, WhatsApp, etc.) abbilden zu wollen. Damit hat sie sich für knapp 400 Seiten Umfang allerdings zu viel vorgenommen, so dass sie stets nur an der Oberfläche kratzt. Vor allem bei Rebecca, deren Namen ich bis zuletzt immer wieder mit Helena verwechselte, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Figuren nicht genügend Tiefe haben, ist mir das besonders deutlich aufgefallen. Während die verheiratete Maxie, die eine Affäre mit einem wesentlich älteren Mann beginnt, durchaus ein spannender Charakter ist und auch die schwangere Helena mit  ihrem schwer krankem Vater stellenweise durchaus Identifikationspotenzial bietet, war das bei der Karrierefrau Rebecca mit ihre, unerfüllten Kinderwunsch leider gar nicht der Fall. Sie bleibt bis zuletzt blutleer und das Thema meines Erachtens nich mit der gebührenden Ernsthaftigkeit behandelt.

Auffällig war auch, dass ich vor allem bei den Szenen, in denen die drei Frauen miteinander agierten, das Gefühl nicht loswurde, dass die Gespräche eher aus feministischen Allgemeinplätzen bestanden, vielleicht um hier einer möglichst breiten weiblichen Leserschaft dieses „Ja, genau!“-Gefühl zu vermitteln. Mir ging die Betonung dessen, dass es Frauen auf der Karriereleiter schwer haben und Schlampen sind, wenn sie viel Sex haben wohingegen Männer dafür gefeiert werde , ziemlich auf die Nerven. Das ist alles wenig originell.

Trotz aller Kritik habe ich „Drei Wünsche“ recht zügig gelesen und aus der Lektüre auch Einiges mitnehmen können. Vor allem Maxies Geschichte, die sich immer tiefer in eine ausweglose Situation manövriert, hat mich sehr gefesselt und nachhaltig bewegt.

Mein Fazit:

Laura Karaseks „Drei Wünsche“ gibt den Leser Einblicke in die Gefühlswelten und Wünsche dreier Frauen Mitte 3. Trotz aller Kritik ist kein schlechter Roman, aber eben auch kein richtig guter, weil ihm oft die Tiefe und Authentizität fehlt. Wer allerdings ein Buch sucht, bei dem man nicht viel nachdenken muss und trotzdem gut unterhalten wird, kann mit diesem Roman nichts falsch machen.

 
Vielen Dank an den Eichborn Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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