|Rezension| Ein Sommer wie dieser – Annette Hohberg

von | Aug 10, 2020 | 0 Kommentare

Ein Sommerroman zum Wegträumen

Verlag: Knaur
Taschenbuch: 9,99 Euro
Ebook: 9,99 Euro
Erscheinungsdatum: 03.06.2013
Seiten: 352

„Und sie spürt bereits jetzt, dass er ihr gibt, wonach sie so lange vergeblich gesucht hat. Streichelzuwendungen, die nicht nur ihre Haut, sondern auch ihre Seele erreichen. Sie spürt auch, dass etwas in ihr Fahrt aufnimmt, dass ihre Gefühle einen Gang höher schalten. Für das hier fehlt mir das Bremspedal, denkt sie, und seltsamerweise kommt dieser Gedanke wunderbar unbeschwert daher. Und während sie ihre Arme um ihn schlingt, ist sie nur noch glücklich.“ 

Inhalt

Es ist ein herrlicher Sommer. Klara und Stephan sind Anfang 20, als sie sich in Italien kennenlernen und ineinander verlieben – bis eine unglückliche Verkettung von Umständen sie trennt. Die Jahre vergehen, jeder führt sein eigenes Leben. Durch einen pikanten Zufall begegnen sie sich Jahrzehnte später wieder und entdecken, dass sie noch immer dieselben starken Gefühle füreinander haben. Doch Klara ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter, und Stephan ist Literaturprofessor und hat seine Affären. Sollen sie das wirklich alles aufgeben und den Sprung ins Ungewisse wagen? Es kommt der Tag, da müssen sie eine Entscheidung treffen …

Mein Eindruck

Bei Twitter fragte ich letzte Woche nach einem Buchtipp. Ich wollte mal wieder einen schönen, leichten Liebesroman lesen, der aber sprachlich ansprechend sein sollte und vor allem nicht zu platt und klischeehaft. Ich fragte nach einem Roman wie „Gut gegen Nordwind“, der immer noch meine Lieblingsliebesgeschichte ist. Mir wurden einige Bücher empfohlen, u.a. Annette Hohbergs „Ein Sommer wie dieser“. Da die Inhaltsbeschreibung genau nach der Art Geschichte klang, die ich mir vorstellte und ich von der Autorin bereits „Alles, was bleibt“ vor Jahren gelesen hatte, habe ich mir das Buch sofort mittels Onleihe (gelobt sei diese Erfindung!} auf den E-Reader geladen und begann zu lesen.

Zu Beginn war ich etwas irritiert von den vielen Metaphern, die mal beeindruckend und mal zu bemüht wirkten, weil sie in die eher seichte Handlung nicht so recht passen wollten. Aber nach etwa 50 Seiten hatte ich mich an Annette Hohbergs Sprachstil gewöhnt und konnte mich gut auf ihre Geschichte von Klara und Stephan einlassen. Beide haben mit Anfang 20 eine intensive Woche im Sommer miteinander verbracht. Durch einen unglücklichen Umstand haben sie sich danach nie wieder gesehen bis sie nach mehr als 20 Jahren durch einen Zufall wieder aufeinandertreffen. Schnell ist klar, dass bei beiden die alten Gefühle wieder aufflammen, aber Klara ist verheiratet und Stephan hat für gewöhnlich nur kurze Affären. 

Hinter dem scheinbar harmlosen Titel „Ein Sommer wie dieser“ verstecken sich also spannende Fragen, die sich wohl schon viele Liebende gestellt haben: Lebe ich gerade das Leben, das ich leben will? Schlägt das Herz die Vernunft? Kann man sein bisheriges Leben über den Haufen werfen und damit andere Menschen verletzen, nur weil man sich verliebt hat? Ist es nur ein Sturmfeuer, das genauso schnell wieder erlöscht wie es gekommen ist? Ist der oder die andere dieses Risiko wert oder steht man/frau am Ende wieder alleine da? Was ist, wenn Liebe allein nicht reicht? 

Annette Hohberg lässt nicht nur ihre Protagonisten, sondern auch den Leser diese Fragen für sich beantworten. Da die Erzählperspektive zwischen Klara und Stephan wechselt, sind die Charaktere für den Leser leicht zugänglich. Als Leser ist man nah dran an ihren Emotionen, kann sich gut in sie hineinversetzen, aber trotzdem fehlte mir teilweise noch mehr emotionale Tiefe. Fesselnd und kurzweilig ist der Roman aber dennoch, da die Autorin vor allem Klaras Zweifel sehr authentisch herausarbeitet, so dass man bis zuletzt rätselt, ob sie ihren Mann verlassen wird, um mit Stephan glücklich zu werden.

An dieser Stelle sind die Parallelen zu Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ sehr deutlich, denn auch in diesem Roman verliebt sich eine verheiratete Frau in einen anderen Mann und steht irgendwann vor der Frage, ob sie ihre Ehe aufs Spiel setzen will, nur weil sie fühlt was sie fühlt. Während Glattauer die Gefühle zwischen seinen Protagonisten aber langsam entstehen lässt, passiert bei Hohberg alles Knall auf Fall, so dass die Authentizität ein wenig leidet. „Ein Sommer wie dieser“ ist deshalb kein Roman, der mich emotional nachhaltig beeindruckt hat, aber es ist ein schöner Roman, den ich gern gelesen habe und der einen mitnimmt auf eine rosarote Wolke, die man erst beim Zuklappen des Buches am Ende wieder verlässt. 

Mein Fazit:

Ich wollte eine schöne Liebesgeschichte lesen. Ich habe mit „Ein Sommer wie dieser“ eine schöne Liebesgeschichte gelesen. Dieser Roman ist nicht mehr und nicht weniger als eine fesselnde Liebesgeschichte, die ein Stück weit das Verliebtheitsgefühl ihrer Protagonisten auf den Leser überträgt und deshalb ein Wohlfühlbuch für diejenigen ist, die Entscheidungen eher mit dem Herzen als mit dem Kopf treffen. 

 
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