|Rezension| Regenglanz – Anya Omah

von | Mrz 5, 2023 | 0 Kommentare

New Adult-Romanze mit Hamburg-Setting: I like! 

Verlag: Rowohlt
Paperback: 14,00 Euro
Ebook: 9,99 Euro
Erscheinungsdatum: 19.10.2021
Seiten: 512

„Am liebsten las ich die Geschichten der ‘Harry Potter’-Reihe, davon, wie der junge Zauberer bei seinen furchtbaren Verwandten im Schrank unter der Treppe leben muss, bevor er auf das Zauberinternat kommt (…). Und auch wenn ich in meiner Kindheit durchaus ein richtiges Zimmer hatte, mit Bett und Schreibtisch und allem, lebte ich die meiste Zeit trotzdem irgendwie auch im Schrank unter der Treppe – nur eben in mir drin.” (S. 10)

Inhalt

Kunststudentin Alissa arbeitet neben der Uni als Tätowiererin. Sie ist gut in ihrem Job, ausgesprochen gut. Nur scheint das ihren neuesten Kunden nicht zu interessieren, der sich offenbar kein Tattoo von einer Frau stechen lassen will. Sexistischer Mistkerl.

Als Sportstudent Simon Alissa das erste Mal sieht, rauben ihm ihre tiefblauen Augen fast den Atem. Er fühlt sich sofort von ihr angezogen – und will ihr auf keinen Fall das extrem peinliche Tattoo zeigen, das eigentlich überstochen werden soll. Aber nun hält sie ihn für ein Arschloch. Und das ist noch schlimmer.  

Alissa und Simon. Während der Sitzungen lernen sich die beiden kennen – und mit jedem Treffen knistert es mehr. Doch keiner von ihnen ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sie mit ihrer beginnenden Beziehung gerade ein Tabu brechen …

Mein Eindruck

Es gab eine Phase meines Lebens, die nun aber fast 10 Jahre her ist, in der ich New Adult-Romane verschlungen habe: Ob Ally Taylor, Carrie Price (Oceanside!) oder die Queen of New Adult Colleen Hoover (Will und Layken!) – ich habe sie alle gelesen und sehr geliebt. Aber wie es auch oft bei Essen ist, dass man gern isst und dann ganz oft ist: Man hat sich irgendwann überfressen! So ging’s mir dann auch mit den New Adult-Romanen. Das oft doch sehr ähnliche Schema begann mich zu langweilen und der zunehmende Altersunterschied zwischen mir und den Protagonisten (ich wurde immer älter, die Protagonisten unverschämterweise nicht!) führte dazu, dass ich mich von diesem Genre abwandte – bis jetzt. “Regenglanz” musste ich einfach lesen, denn es wurde mir nicht nur empfohlen, ich war auch sofort in das wirklich schöne Cover verliebt (die ganze Reihe ist einfach WUNDERSCHÖN!) und fand das Setting sehr ungewöhnlich für einen New Adelt-Roman. Zum einen handelt es sich bei Anya Omas um eine deutsche Autorin, die auch einen deutschen Handlungsort, nämlich Hamburg gewählt hat – also ist schon mal nichts mit “Ich hol dich mit meinem Pickup ab und wir liegen ganz romantisch zusammen auf der Ladefläche und schauen in den Sonnenuntergang”. Zum anderen ist die Protagonistin Alissa Tätowiererin und lernt an ihrem Arbeitsplatz Simon kennen, der sich ein peinliches Tattoo covern lassen möchte. Insgesamt waren das also drei gute Gründe meine Vorbehalte gegenüber dem Genre mal hinten anzustellen und “Regenglanz” eine Chance zu geben.

Machen wir’s kurz: Es hat sich gelohnt. Endlich mal wieder ein Buch, dass ich “weginhaliert” habe. An manch anderem Buch mit 250 Seiten lese ich – obwohl es mir gefällt – 2 Wochen. Die 510 Seiten von “Regenglanz” habe ich innerhalb weniger Tage gelesen. Ich mochte wie Hamburg hier als Handlungsort in Szene gesetzt wurde, ich mochte, wie bodenständig dieses Setting ist und natürlich mochte ich auch die Protagonisten und vor allem ihren Schlagabtausch in den Dialogen. Apropos bodenständig: Überhaupt kommt dieser Roman man verhältnismäßig wenig Drama aus, was ich sehr erfrischend fand. Die sonst üblichen Missverständnisse, die entstehen, weil man nicht miteinander redet, gibt es hier nicht. Klar gibt es einen Plottwist und das ist auch gut so. Aber insgesamt ist die Geschichte realitätsnaher als andere New Adult-Romane.

Simon ist Sportstudent, mit einem Bilderbuch-Elternhaus. Alissa sehnt sich bezüglich ihrer Herkunftsfamilie nach genau dieser Harmonie, die es bei Simon gibt. Das ist nicht der Kern des Romans, aber ein Thema, das mich sehr berührt hat. Alissa ist ein gutes Beispiel dafür, dass jede:r sein Päckchen zu tragen hat und eine Person lustig und unbeschwert erscheinen kann und trotzdem mit Problemen zu kämpfen hat, die man nie vermuten wurde. 

Was ich an diesem Buch neben den Dialogen mit am allermeisten mochte, war das Ende. Ich will nicht spoilern, aber ich fand es genau richtig so wie es war.  

Mein Fazit:

Mag sein, dass ich mit 36 Jahren nicht mehr zur Zielgruppe dieses Romans gehöre. Dass er mir trotzdem gefallen hat, spricht aber eindeutig für seine Qualität. Das originelle Setting, die sympathischen Protagonisten (Hier gibts nicht den typischen Bad Boy, der auf das unschuldige Mädchen trifft), die witzigen Dialoge und das eher untypische Ende für dieses Genre haben mir viele schöne Lesestunden beschert. “Regenglanz” war für mich genau das richtige Buch, um aus einer Leseflaute herauszukommen. 

 
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