|Rezension| Schräge Typen – Tom Hanks
Schuster, bleib bei deinen Leisten?
„Die Schwerelosigkeit macht genauso viel Spaß, wie man es sich vorstellt, ist aber für die Raumreisenden verdrießlich, die ohne erkenntlichen Grund die ersten Stunden in ihr kotzend verbringen, als hätten sie es beim Empfang vorm Start mit den Drinks übertrieben. Das ist eins der Dinge, über die die PR-Leute der NASA kein Wort verlieren und von denen man auch in Astronautenmemoiren nichts liest.“ (S.140)
Worum geht´s?
Ob ein Junge wie Forrest Gump oder ein einsamer Schiffbrüchiger – der Schauspieler Tom Hanks interessiert sich für besondere Menschen und verkörpert sie auf mitreißende Weise. Eigensinnige, fantasievolle Typen begegnen uns auch in ersten literarischen Storys von Tom Hanks: Einer von ihnen ist Steve Wong, den die Natur mit dem feinsten Ballgefühl der Welt ausgestattet hat, der keinesfalls aber über eine Bowlingkarriere nachdenken will. Oder die vier Freunde, die sich eine gebrauchte Raumkapsel besorgen, um mit ihr einmal den Mond zu umrunden. Hobbyastronauten, Heimwerker, Schauspielanfänger und andere Figuren bevölkern Tom Hanks’ erstes Buch. Sein genauer Blick und seine große Gabe zu erzählen machen die Lektüre zu einem ebensolchen Vergnügen wie seine Filme.
(Quelle: https://www.piper.de/buecher/schraege-typen-isbn-978-3-492-05717-2)
Mein Eindruck
Ich liebe Tom Hanks und ich liebe Kurzgeschichten – was liegt also näher als zu Tom Hanks Kurzgeschichten-Sammlung “Schräge Typen” zu greifen? Selbstredend geht man als Leser mit Vorurteilen an dieses Buch heran, schließlich heißt es doch immer “Schuster, bleib bei deinen Leisten.” und Tom Hanks wäre ja nicht der erste, der außerhalb seines Berufsfeldes Fuß zu fassen versucht und damit kläglich scheitert. Ich war also skeptisch und neugierig zugleich, zumal ich beim Titel “Schräge Typen” natürlich gleich die Assoziation zu “Forrest Gump” hatte – einen meiner Lieblingsfilme.
Das Cover des Romans ist eine ausgesprochen gelungene Komposition aus Inhalt und Titel: Zu sehen ist nämlich neben dem Autorenamen und dem Titel, der im Englischen „Uncommon Type“ lautet, die Makroaufnahme von Schreibmaschinen-Tasten. Das ist insofern eine wunderbar originelle Doppeldeutigkeit, als dass es in den Geschichten nicht nur um schräge Typen im eigentlichen Sinne geht, sondern auch um Typen von Schreibmaschinen. Jeder Geschichte ist die Abbildung einer solchen vorangestellt, außerdem findet die Schreibmaschine in jeder Geschichte, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ihre Erwähnung – mal explizit, mal scheinbar beiläufig. Ich mag diesen rote Faden durch die einzelnen Stories sehr, weil sie dadurch nicht wie eine wahllose Aneinanderreihung wirken, sondern eine Verbindung zueinander haben.
Ein weiteres verbindendes Element sind die Protagonisten der Geschichten, die teilweise in mehreren, genauer gesagt drei, Erzählungen auftauchen. Ich fand das bis zuletzt sehr gewöhnungsbedürftig, weil man von Kurzgeschichtensammlungen normalerweise in sich abgeschlossene, unabhängige Geschichten gewohnt ist. Hier drängte sich der Eindruck auf, dass Tom Hanks eine umfangreichere Geschichte unbedingt in diesem Buch unterbringen wollte und sie deshalb aufgeteilt hat. Auch bei der immer wiederkehrenden Schreibmaschine in den Texten wurde ich manchmal das Gefühl nicht los, das diese nachträglich und etwas zwanghaft in die Erzählung integriert wurde, eben um den roten Faden fortzusetzen und sich damit von anderen Kurzgeschichten abzuheben.
Außerdem everbindet die einzelnen Erzählungen natürlich der Titel selbst: Sie handeln alle von schrägen Typen, wobei “schräg” hier ein weit gefasster Begriff ist, denn nicht jeden Protagonisten (z.B. ein Kriegsveteran, der jedes Jahr zu Weihnachten mit einem Ex-Kameraden telefoniert) hat per se nichts schräges an sich. Die Formulierung “besondere Typen” würde besser passen, klingt als Titel aber zugegebenermaßen seltsam. Gemein ist den Geschichten also ein jeweils besonderer Protagonist und eine Episode aus seinem Leben. Wie bei den meisten Kurzgeschichtensammlung gefielen mir manche Geschichten sehr gut, manche überhaupt nicht. Die habe ich dann letztlich auch gar nicht weitergelesen, so zum Beispiel eine (für mich) merkwürdige fingierte Zeitungskolumne, die ich einfach nur langweilig und überflüssig fand. Bei den guten Geschichten wiederum spürt man den Hankschen Humor und seine Lebenserfahrung als Schauspieler sehr deutlich. Manchmal liegt ein Hauch Forrest Gump in der Luft. Diese Geschichten mochte ich sehr.
Sprachlich ist Tom Hanks hier kein Meisterwerk gelungen. Sein Schreibstil ist nicht schlecht, aber eben auch nicht herausragend und durch viele kurze Sätze leicht verdaulich.
Mein Fazit:
Tom Hanks muss sich mit seinem Debüt als Autor keineswegs verstecken. “Schräge Typen” hat durch Tom Hanks subtilen Humor und das originelle Grundkonzept eines roten Fadens durch die Geschichten definitiv seinen Reiz. Allerdings war die Lektüre für mich kein herausragendes Leseerlebnis, sondern eher eine kurzweilige, nette Unterhaltung, die wohl nicht nachhaltig im Kopf bleiben wird.