|Rezension| tiny love stories – Daniel Jones und Miya Lee (Hrsg.)
Wahre Geschichten über die Vielseitigkeit der Liebe
„Neidisch betrachte ich seine Freundin. Sie kennt ihn, wie ich ihn gern kennen würde. Erzähl mir von ihm, möchte ich sagen. Sag mir, wie er seinen Kaffee trinkt, wann er zum letzten Mal geweint hat, wie er im Schlaf aussieht. Erzähl mir, wie er Gute Nacht sagt, ob er Gedichte schreibt, wie er bei deiner Familie ist. Erzähl mir, was er über seine Kindheit berichtet hat, seine Eltern, seine Schwester. Erzähl mir, ob er Kinder möchte, einen Hund, ein Haus in Japan. Erzähl mir von seinem Weltbild, seinen Albträumen, seinen Geheimnissen. Bitte, möchte ich sagen. Erzähl mir von meinem Bruder.” – Lucy Mae Coulson
Inhalt
Mal lustig, mal traurig, mal rührend und immer mitreißend ehrlich: Die Kurzgeschichten-Sammlung tiny love stories enthält 175 wahre Liebesgeschichten in 100 oder weniger Worten – von romantisch bis platonisch, von erfüllt bis unerfüllt. Es geht um die Liebe zwischen Mann und Frau, um gleichgeschlechtliche Liebe, um die Liebe in einer Familie oder zwischen Freund*innen, und um die Liebe zu sich selbst. Die wahren Liebesgeschichten sind ein ganz besonderes Geschenk für Menschen, die wir lieben – z. B. zum Valentinstag oder zur Hochzeit.
Mein Eindruck
Zwei Monate habe ich keine Buchbesprechung geschrieben. Mareike Fallwickl ist Schuld. Und die Arbeit. Letzteres ist selbsterklärend. Zu Mareikes Verteidigung möchte ich anfügen. Der wochenlange Bookhangover nach “Die Wut, die bleibt” ist letztlich nur ein sehr deutliches Zeichen dafür wie besonders, wie aufwühlend und nachhaltig dieser Roman ist. Ich habe also zig Romane zu lesen begonnen und alle wieder beiseite gelegt. Da kamen die “tiny love stories” genau richtig.
In diesem kleinen Büchlein sind die 175 besten Zuschriften von Leser:innen der “New York Times”-Kolumne “Modern Love”. Bei “Modern Love” klingelt es vielleicht bei einigen, die die gleichnamige Serie kennen, die genau wie dieses Buch wahre Liebesgeschichten zur Grundlage haben. Da ich die Serie sehr mochte, war ich gespannt auf die ausgewählten Geschichten in “tiny love stories”.
Tiny Love Stories begann als Challenge der Redakteure der Modern-Love-Kolumne in der New York Times. “Was für eine Liebesgeschichte kannst du in zwei Tweets, einer Instagram-Bildunterschrift oder einem Facebook-Post erzählen? Erzähle uns eine Liebesgeschichte aus deinem Leben – egal ob glücklich oder traurig, ob sie einen Moment oder ein ganzes Leben umfasst – in nicht mehr als 100 Worten.”
Auf jeder Buchseite befindet sich eine Liebesgeschichte, einige davon werden mit kleinen, liebevollen Illustrationen, andere durch echte Fotografien untermalt. Aber kann man überhaupt in einem so kurzen Format von einer Liebe erzählen? Man kann! Diese Geschichten sind zwar nicht auserzählt, dafür lassen sie Raum für eigene Empfindungen und Gedanken. Sie erzählen vom frisch verliebt sein, von alter, vertrauter Liebe, von der Liebe innerhalb einer Familie, von gleichgeschlechtlicher, unerwiderter, platonischer und kindlicher Liebe. Dabei sind die Geschichten so einzigartig wie die Liebe selbst. Dass alle eine reellen Hintergrund haben, macht sie so reizvoll. Beim Lesen denkt man unweigerlich über die Hintergründe einiger Geschichten nach. Wie bei allen Kurzgeschichtensammlungen ist man nicht von allen Erzählungen gleichermaßen berührt oder fasziniert, aber eine Geschichten schaffen es trotz ihrer Kürze einen Tränen der Rührung in die Augen zu treiben.
Mein Fazit:
Wer “Modern Love” mag, wiird auch an “tiny love stories” Gefallen finden. Dieses schön gestaltete Büchlein eignet sich perfekt als Zwischendurch-Lektüre und ist außerdem ein schönes Geschenk für romantisch veranlagte Menschen. Mir hat die Zusammenstellung der vielfältigen Liebesgeschichten ausgesprochen gut gefallen.