|Rezension| Die Liebe unter Aliens – Terézia Mora

von | Apr 28, 2019 | 0 Kommentare

Man liest und liest und liest…

Verlag: Luchterhand
Gebundene Ausgabe: 22,00 Euro
Ebook: 9,99 Euro
Erscheinungsdatum: 26.09.2016
Seiten: 272

“Er war nicht immer so, kein ungeschicktes Kind und auch kein vom Pech verfolgtes. Es fing an, als seine Mutter starb. Er weiß es, versteht es aber nicht. Sie war lange krank gewesen, ihr Tod traf ihn dennoch überfallartig. Ich habe nicht gewusst, dass ich nicht weiß, wie man ohne sie lebt.”

Inhalt

Ein Ausflug ans Meer soll ein junges Paar zusammenführen. Ein Nachtportier fühlt sich heimlich zu seiner Halbschwester hingezogen. Eine Unidozentin flieht vor einer gescheiterten Beziehung und vor der Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein japanischer Professor verliebt sich in eine Göttin.

Kunstvoll erzählt Terézia Mora in »Die Liebe unter Aliens« von Menschen, die sich verlieren, aber nicht aufgeben, die verloren sind, aber weiter hoffen. Wir begegnen Frauen und Männern, die sich merkwürdig fremd sind und zueinander finden wollen. Einzelgängern, die sich ihre wahren Gefühle nicht eingestehen. Träumern, die sich ihren Idealismus auf eigensinnige Weise bewahren. Mit präziser Nüchternheit spürt Mora in diesen zehn Erzählungen Empfindungen nach, für die es keinen Auslass zu geben scheint, und erforscht die bisweilen tragikomische Sehnsucht nach Freundschaft, Liebe und Glück.

Mein Eindruck

Insgesamt habe ich eineinhalb Jahre an diesem Buch gelesen. Das stimmt natürlich nicht ganz, aber ich habe es in eineinhalb Jahren immer mal wieder zur Hand genommen, ein paar Seiten gelesen, dann wieder weggelegt, bis ich es in diesem Monat mit in den Urlaub nahm und quasi keine Alternative hatte. Man muss kein Fuchs sein, um zu erahnen, dass dieses Buch wohl nicht gerade die Kriterien eines Pageturners erfüllt.

Als ich für diese Rezension etwas recherchiert habe, stieß ich auf den Fakt, dass Terézia Mora 2018 den Georg-Büchner-Preis gewann und ich dachte “Das war ja wieder klar!”, denn wie bei fast allen preisgekrönten Büchern/Autoren, die ich bisher gelesen habe, konnte ich auch mit “Die Liebe unter Aliens” nicht viel anfangen. Dabei klang der Klappentext so vielversprechend. Und auch die Einstiege in die einzelnen Erzählungen sind spannend, aber dann liest und liest und liest man, wartet auf etwas, das einen anhebt, aber Fehlanzeige. Es fehlen die Höhepunkte oder wenigstens ein überraschendes Ende. Das gilt nicht für alle Erzählungen (ich habe nur 7 von 10 gelesen), aber für die meisten. Die Substanz ist in den Erzählungen definitiv vorhanden, aber sie ist für meinen Geschmack nicht gut herausgearbeitet, so dass mich die Geschichten kalt ließen, förmlich an mir vorbei rauschten. 

Dazu kommt, dass die Autorin hier (soweit ich gelesen habe) ausschließlich trostlose Figuren ins Zentrum ihrer Geschichten stellt, die mehr oder weniger allein in der Welt zu seien scheinen, die am Rand der Gesellschaft leben – nicht unbedingt materiell, sondern vor allem emotional. Dadurch ist “Die Liebe unter Aliens” eine ziemlich deprimierende Lektüre, die ich deshalb nur in geringen Dosen lesen konnte und nach jeder Geschichte eine Pause brauchte.

Was mich trotz aller Kritik dazu bewogen hat, immerhin 7 von 10 Erzählungen zu lesen, ist Terézia Moras Schreibstil, von dem ich wirklich angetan war. Ihre Sprache ist sehr klar, fast schon umgangssprachlich. Sie verzichtet gänzlich auf blumige Metaphern oder poetische Umschreibungen, schafft stattdessen mit einfachen Worten intensive Bilder im Kopf des Lesers. Besonders ist mir das bei der Umschreibung ihrer Charaktere aufgefallen, die sehr detailliert sind. Mittels einfacher, alltäglicher Worte schafft die Autorin einen intensiven Erzählton, der mich auch nachhaltig beeindruckt hat. “Die Liebe unter Aliens” war zwar nicht meins, aber ich hätte nun schon Lust einen ihrer Romane zu lesen, insofern hat sich die Lektüre gelohnt.

Mein Fazit:

Terèzia Mora ist eine preisgekrönte Autorin, die auf faszinierende Art mit der deutschen Sprache umgeht: Sie versteht es die Umgangssprache kunstvoll in Szene zu setzen ohne dass das Gelesene inszeniert wirkt. Die Themen, die sie in “Die Liebe unter Aliens”  verarbeitet, sind nicht uninteressant, mir fehlte aber bei fast allen Geschichten eine Pointe, irgendetwas, das mich berührt oder im Kopf bleibt. So blieben sie für mich seelenlos und die Lektüre insgesamt zu deprimierend. Schade!

Vielen Dank an den Luchterhand Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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