|Rezension| Die Schönheit der Begegnung – Frank Berzbach

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Diese Frage stellt man Paaren gern. Und ebenso gern erinnert man sich als Paar, wo die Liebe ihren Anfang nahm. Frank Berzbach macht aus einem Anfang viele und erzählt in 32 Variationen, wie ein Mann und eine Frau sich erstmals begegnen. Und lässt daraus das Mosaik einer leidenschaftlichen Liebe entstehen.

Mein Eindruck

Eine der beliebtesten Fragen, wenn man ins Gespräch mit einem Paar kommt, ist: „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“ Stellt man diese Frage, erhofft man sich eine spannende, romantische Geschichte – je origineller desto besser. Würde man das Paar getrennt voneinander befragen, würde man vermutlich zwei unterschiedliche Versionen der Geschichte hören. Franz Berzbach knüpft an dieser Stelle an, indem er 32 unterschiedliche Antworten auf die Frage. „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“ findet.

Allein für diese originelle Idee, die nicht nur eine Hommage an die Liebe im Allgemeinen, sondern an die erste Phase des Kennenlernens im Besonderen ist, kann man Frank Berzbach schon huldigen. Wie er die einzelnen Erzählungen aber dann umsetzt, ist umso faszinierender. Mit sehr viel Feingefühl, Humor, Charme und Liebe zum Detail erzählt er in „Die Schönheit der Begegnung“ 32 Variationen eines Kennenlernens von Linh und dem namenlosen Erzähler. Da die Protagonisten in jeder Erzählung die gleichen sind, lernt man sie trotz dessen, dass jede Geschichte nur eine Momentaufnahme des Kennenlernens ist, mit jedem Kapitel besser kennen. Bestimmte verbindenden Elemente zwischen den beiden, wie Mode (Fred Perry), Musik (Goldberg Variationen), Genussmittel (Tee) und Orte (Hamburg) tauchen immer wieder auf und bilden den roten Faden.

Fasziniert hat mich, wie Frank Berzbach in einem lockeren Plauderton so viele poetische Dinge über die Liebe von sich geben kann. Man hat einerseits das Gefühl, gersde live ganz unprätentiös die Geschichte eines Kennenlernens erzählt zu bekommein und Ist dann andererseits immer wieder erstaunt über bestimmte Formulierungen und Ansichten, die man sich am liebsten alle aufschreiben möchte. Ich mochte diese Mischung sehr. Auch die Vielfalt der Geschichten, in denen mal das zarte, romantische Anbandeln im Vordergrund steht, mal die sexuelle Anziehung und mal die geistige Verbindung der beiden macht den Reiz des Buches aus.

Clever ist natürlich auch der Spannungsbogen, der hier zu Beginn geschaffen wird. Da fordert Linh den Erzähler nämlich auf, doch mal die Geschichte ihres Kennenlernens aufzuschreiben. Als Leser fiebert man also auf die eine, wahre, echte Kennenlerngeschichte hin, so dass man bereitwillig all die Variationen liest, auf der Suche nach der Wirklichkeit. Aber wie schreibt Franz Berzbach selbst sinngemäß? Hat nicht jeder eine andere Wirklichkeit erlebt? Und da wären wir wieder beim Anfang: Dieselbe Kennenlernen-Situation kann von zwei Menschen völlig unterschiedlich erlebt worden sein. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Genau so verhält es sich auch mit den 32 Erzählungen in diesem Buch.