|Rezension| Janes Roman – Catherine Cusset

von | Jul 21, 2024 | 0 Kommentare

Spannende Idee, deren Potential nicht ganz ausgeschöpft wird

Verlag: Eisele
Originaltitel: Le problème avec Jane
Übersetzung: Annette Meyer-Prien
Taschenbuch: 16,00 Euro
Ebook: 12,99 Euro
Erscheinungsdatum: 27.06.2024
Seiten: 384

„Am Morgen war die Spannung da. Wegen dieser Spannung liebten sie sich nicht, und weil sie sich nicht liebten, waren sie noch angespannter. Das Ei oder die Henne.“ (S.128)

Inhalt

Jane Cook ist Professorin für französische Literatur an einer renommierten Universität an der amerikanischen Ostküste. Eines Tages wird ihr ein Päckchen ohne Absender zugestellt. Darin findet sie ein Manuskript vor, das – detailreich und mit größtem Wissen um ihr Innerstes – Janes gesamtes bisheriges Leben beschreibt. Vor allem scheint der unbekannte Biograf auch genau über ihre Liebesbeziehungen Bescheid zu wissen. Je weiter Jane liest, desto beunruhigter ist sie: Wer um Himmels willen hat einen solchen Zugriff auf ihr Leben? Mit jedem neuen Kapitel verdächtigt Jane eine andere Person aus ihrem Umfeld, der Verfasser zu sein. Doch dieser kommt ihr nicht nur im Manuskript, sondern auch im wahren Leben immer näher…

Mein Eindruck

“Janes Roman” ist genau das, was der Titel verspricht: Ein Roman im Roman. Die Idee fand ich sehr spannend und erhoffte mir ein unterhaltsames Lesevergnügen mit Krimi-Elementen. Das hätte der interessante Plot durchaus hergegeben und auch der Anfang war vielversprechend. Die Literaturprofessorin Jane findet im Hausflur ein an sie adressiertes Päckchen. In ihm befindet sich das Manuskript eines Romans. Jane beginnt zu lesen und stellt sofort fest: Es ist ein Roman über ihr (Liebes-)Leben. Doch wer weiß all diese Details? Diese Frage stellt sich Jane natürlich auch sofort. Das ist ein Erzählstrang des Buches. Der zweite, und weitaus gewichtigere (schätzungsweise 80% des Romans) ist der Roman im Roman, der ein Rückblick auf Janes Leben bietet.

Der Roman im Roman ist nicht uninteressant, stellenweise aber doch etwas zu langwierig und detailliert. Janes Liebesleben mit all seinen körperlichen Details nimmt sehr viel Raum ein. Die für mich spannendere Rahmenhandlung, nämlich das Rätseln, wer hinter diesen Roman steckt, kommt für meinen Geschmack viel zu kurz. Nicht nur, weil ich nach Spannung lechze, sondern weil ich es für unrealistisch halte, dass die Protagonistin da nicht alle Hebel in Bewegung setzt, um herauszufinden, wer dieses Manuskript geschrieben hat. Überhaupt ist Jane nicht gerade eine Sympathieträgerin, wodurch es schwer fällt, eine Verbindung zu ihre und ihren Erlebnissen aufzubauen. 

Faszinierend an “Janes Roman” ist allerdings, dass dieses Buch im Original bereits 1999 veröffentlicht wurde, was ich erst nach der Lektüre festgestellt habe. Obwohl die Geschehnisse im Buch also bereits 25 Jahr her sind, haben sie überhaupt nicht an Aktualität verloren. Neben Janes Liebschaften steht nämlich auch der Universitätsbetrieb im Fokus des Erzählten. Jane ist in einer männerdominierten Branche zugange, muss sich immer wieder gegen männliche Kollegen behaupten. Auch die heute wieder so oft präsente Angst von Frauen, abends allein Dunkeln auf der Straße unterwegs zu sein, spielt hier eine Rolle. Erstaunlich und traurig zugleich, dass sich das Gelesene 1:1 heute so abspielen könnte. 

Mein Fazit:

“Janes Roman” hatte Potential für ein richtig gutes Buch, das aber meines Erachtens nicht ganz ausgeschöpft wurde. Spannend ist rückblickend weniger die Handlung als vielmehr die Tatsache, dass das Erzählte auch nach 25 Jahren nicht seine Aktualität verloren hat. Insofern ist die Bewerbung des Verlags als “moderne Geschichte”, obwohl sie in den 80er und 90er Jahren spielt, sehr treffend. 

Vielen Dank an den Eisele Verlag und Politycki & Partner für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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