|Rezension| Furye – Kat Eryn Rubik

von | Sep. 9, 2025 | 0 Kommentare

Wenn die Vergangenheit nicht vergeht…

Verlag: DuMont
Gebundene Ausgabe: 24,00 Euro
Ebook: 19,99 Euro
Erscheinungsdatum: 15.07.2025
Seiten: 352

„Aufgeben war im Katalog der Gewinner und Verlierer in meinen Augen eine absolut faire Lösung. Allerdings ging das nur, wenn man allein war auf der Welt. Wenn es niemanden hab, für den man weiterleben musste, durfte man aufgeben.“ (S.132)

Inhalt

Ein tragischer Unfall. So nennt es die Presse, als ein Cabrio mitsamt der Insassen an den steilen Klippen der Küste in die Tiefe stürzt. ›Natürlich war das nicht die Wahrheit‹, schreibt die namenlose Erzählerin, die als Einzige weiß, was wirklich geschehen ist, und fügt in ihrem Notizbuch das zusammen, ›was vielleicht schon immer zusammengehörte, ohne dass wir es wussten‹.
Sie ist stilsicher und smart, Musikmanagerin, eine erfolgreiche Selfmadefrau, deren Gesicht das Cover der VOGUE-Business ziert. Die Realität hinter den Kulissen ihres beneidenswerten Daseins jedoch ist trist: Ihr Vater ist tot, außer ihrer Mutter, die sich langsam wieder ins Leben kämpft, hat sie keine Familie, und sie selbst glaubt seit geraumer Zeit, nichts mehr fühlen zu können.
Ein Anruf lässt ihr – wenn schon nicht glückliches, so wenigstens stabil geglaubtes – Leben in sich zusammenfallen. Über Nacht setzt sie sich ins Auto und fährt los. Zurück in die trügerisch schöne Stadt am Meer, die sie vor zwanzig Jahren hinter sich gelassen hat. Dorthin, wo eine längst vergessen geglaubte Erinnerung begraben liegt. Dorthin, wo sie einst Alec, eine der Furien, war. Damals war sie siebzehn Jahre alt …
Zerrissen und getrieben von dem, was längst vergangen ist, und dem, was nie mehr sein kann, taumelt sie im wachtrunkenen Delirium zwischen Vergebung und Vergeltung durch das, was von ihrem Leben übrig ist – dem Unumkehrbaren entgegen.

Mein Eindruck

Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick – so erging es mir mit diesem Buch. Das sommerlich-sinnliche Cover, der geheimnisvolle Titel und ein Klappentext, der sofort Lust auf mehr machte. Und schon nach den ersten Seiten war klar: Furye ist kein Roman, den man mal eben nebenbei liest. Er ist wie ein Tauchgang in einen kühlen Pool an einem heißen Tag: man möchte erst wieder auftauchen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

Die Protagonistin, Ende dreißig, erfolgreiche Musikmanagerin, Single und kinderlos, steht kurz vor dem Burnout. Ihren eigentlichen Namen erfahren wir nicht. Für uns bleibt sie Alec. Nach einem Anruf, der einen Traum vermeintlich platzen lässt, reist sie zurück in ihre Heimatstadt, zurück in die Vergangenheit, die sie vor zwanzig Jahren hinter sich gelassen hat. Damals war sie Teil eines Trios, das sich selbst „die Furien“ nannte, benannt nach den Rachegöttinnen aus der griechischen Mythologie. Alec, kurz für Alecto, war ihre Rolle und dieser Name ist es, unter dem wir sie bis zur letzten Seite begleiten.

Die Autorin wechselt gekonnt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei schon die Schriftart Orientierung beim Lesen bietet. Schritt für Schritt entfaltet sich die Geschichte: Wir begegnen Alecs Freundinnen und vor allem Romain, ihrer ersten großen Liebe. Es ist eine Beziehung, die von Intensität und Verletzlichkeit geprägt ist und von einer folgenreichen Entscheidung, die damals getroffen wurde.

Kat Eryn Rubik legt mit “Furye” einen Roman vor, der gleichermaßen temporeich, sinnlich und schonungslos ist. Auch wenn das Cover es vielleicht vermuten lässt – dies ist kein leichter Sommerroman. Die Autorin entwirft ein Panorama der Jugend und zeigt zugleich, was von ihr bleibt, wenn Jahre vergehen und Entscheidungen ihre Spuren hinterlassen. Es geht um Sehnsüchte, Wut, Armut und Wohlstand, Machtmissbrauch, um die Narben, die das Leben hinterlässt, und um die Opfer, die wir bringen, im Glauben daran, dass sich all das irgendwann auszahlen möge.

“Furye” ist ein sorgfältig komponierter Roman, der mit seinen vielen Schichten fasziniert: melancholisch in seiner Grundstimmung, hart in seiner Ehrlichkeit, gleichzeitig aber voller Intensität und Leidenschaft. Er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen und mich auch mit seinem furiosen Ende absolut überzeugt. 

Mein Fazit:

Für mich war “Furye” eine dieser seltenen Lektüren, die man nicht einfach zuschlägt und beiseitelegt. Dieses Buch hat mich tief hineingezogen in Erinnerungen an Sommer in der Jugend, erste Lieben, Entscheidungen, die man nie ganz vergisst. Dieses Buch ist schmerzhaft und schön zugleich, voller Sehnsucht und Melancholie. Für alle, die Romane lieben, die unter die Haut gehen und noch lange nachwirken, ist dieser Roman ein unbedingter Lesetipp.

 
Vielen Dank an den DuMont Verlag und Netgalley für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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