|Rezension| Ich liebe meine Kinder machen mich fertig – Marlene Hellene
Ein Buch, das gegen das schlechte Gewissen hilft, das man als Mutter immer hat!
„Doch Wehmut ist ein tückisches Gefühl. Ein Fake-Gefühl. Wehmut packt sich alle Filter und Weichzeichner auf sein tricksendes Antlitz, die Instagram so in petto hat, und spiegelt dir eine Vergangenheit vor, die so nie und nimmer stattgefunden hat. Sie erzählt dir ein Märchen, gegen das selbst der kitschigste Disney-Film wie die knallkarte, stahlgraue Realität daherkommt. Wehmut macht alles, was war, rosa und hellblau. Zuckersüß und romantisch.“ (S.195)
Inhalt
Das neue Buch von Erfolgs-Bloggerin Marlene Hellene nimmt die Leserinnen mit in das komplexe Universum der Muttergefühle. Bewährt selbstironisch beschreibt die zweifache Mutter moralische Fallstricke im ganz normalen Alltagswahnsinn. Ihre Geschichten aus dem Leben zeigen, wie nah Tränen der Freude und der Verzweiflung manchmal beieinanderliegen. Nicht zu vergessen natürlich das schlechte Gewissen, das jede Mutter quasi täglich befällt. Weg damit, her mit der Gelassenheit, sagt Marlene. Wenn das denn mal so einfach wäre. Ein Anfang ist die Lektüre ihres Buches definitiv!
Mein Eindruck
Marlene Hellene war mir bisher vor allem als Twitter-Persönlichkeit bekannt. Lange Zeit folgte ich ihrem Account und fand mich in vielen ihrer Tweets wieder – zumindest so lange, bis Twitter durch Elon Musk seinen Reiz verlor. Obwohl ich ihre humorvolle Art immer geschätzt habe, hätte ich mir ihr Buch “Ich liebe meine Kinder gehen mir auf die Nerven” vermutlich nie selbst gekauft. Nicht etwa aus Zweifel daran, dass es mir nicht gefallen könnte, sondern weil ich eigentlich keine Sachbücher lese. Doch zu meinem Geburtstag bekam ich es geschenkt – offensichtlich mit Bedacht ausgesucht. Und tatsächlich kam es nun nach einem schrecklich tristen, wenn auch gut geschriebenen Roman genau zur richtigen Zeit: Ein bisschen pinke Fröhlichkeit war genau das, was ich brauchte.
Bereits der Titel macht klar, dass dieses Buch kein Erziehungsratgeber ist. Vielmehr rückt es die Zerrissenheit moderner Mütter in den Fokus. Marlene Hellene beschreibt diese mit einer gelungenen Mischung aus Selbstironie und einem Hauch Wut – eine Kombination, die mich direkt angesprochen hat. Ich fühlte mich verstanden und konnte gleichzeitig mindestens einmal pro Doppelseite über die treffenden Beschreibungen ihres Alltags als Mutter lachen. Manchmal bleibt einem das Lachen jedoch auch im Halse stecken. Genau hier liegt die besondere Stärke des Buches: Es ist kein Ratgeber – und genau das macht es so wertvoll. Stattdessen bietet es einen ehrlichen, realistischen Blick auf das Leben als Mutter und Elternteil. Dieser wird mit wissenschaftlichen Fakten untermauert und mit einer ordentlichen Prise Humor gewürzt.
Marlene Hellene vermittelt, dass man mit den zwiespältigen Gefühlen, die das Elternsein oft begleiten, nicht allein ist. Diese Erkenntnis hat eine wohltuende Wirkung. Gleichzeitig regt sie dazu an, sich als Eltern gegenseitig zu unterstützen, anstatt über andere zu urteilen oder sie abzuwerten. Es ist eine Einladung zur Solidarität, die in der heutigen Zeit wichtiger denn je erscheint.
Mein Fazit:
“Ich liebe meine Kinder gehen mir auf die Nerven” ist ein humorvolles, ehrliches und erfrischend ungeschöntes Buch über das Leben als Mutter. Marlene Hellene trifft den Nerv all jener, die sich zwischen Selbstzweifeln, gesellschaftlichen Erwartungen und der Liebe zu ihren Kindern oft zerrissen fühlen. Ihre Mischung aus Ironie, Fakten und Alltagsbeobachtungen sorgt nicht nur für viele Lacher, sondern auch für das beruhigende Gefühl, dass niemand diese Herausforderungen allein durchstehen muss. Eine klare Empfehlung für alle, die sich in den Wirren des Elternseins wiederfinden und über ihre eigentlich ausweglose Situation einfach mal Lachen wollen. Was bleibt uns auch anderes übrig?