|Rezension| Jungfrau und andere Storys – April Ayers Lawson
Mir fehlt der rote Faden in den Geschichten…
Worum geht´s?
Dieses Buch will, dass Du ihm in die Augen schaust, auch wenn das böse enden kann. April Ayers Lawsons Storys suchen nach dem, was Männer und Frauen trennt und was sie verbindet: Kunst und Begehren, Macht und Missbrauch, Eifersucht und Selbstbetrug. Und sie erzählen von dem Drama, das entsteht, wenn Menschen und Phantasien aufeinandertreffen.
Die Malerin, zum Beispiel, und der Galerist, die sich mit einer riskanten Affäre vom Druck der Vergangenheit befreien wollen. Oder die drei Freundinnen in einer Hängematte, die sich mit jedem Schwung klarer werden über die Beziehungen ihres Lebens bisher. Oder Jake, Mitte zwanzig, der seiner jungen Frau voller Eifersucht durch eine Partygesellschaft folgt. Der sie oder sich selbst einen Gin Tonic später schon verloren hat. Oder Connor, der die Aktzeichnungen des Malers Wyeth mit derselben heftigen Energie liebt, mit der er die beste Freundin seiner Mutter hasst: Charlene, die jetzt beerdigt werden soll. Charlene, die einmal ein Mann gewesen ist.
Cover und Titel
Mein Eindruck
Gelegentlich passiert es, dass ich ein Buch lese und mich hinterher frage, ob das Buch einfach schlecht ist oder ich zu doof bin, um es zu verstehen. Meistens überwiegen die Selbstzweifel. Habe ich das Gelesene überhaupt richtig interpretiert? Irgendeinen Reiz muss das Buch doch haben, sonst hätte sich der Verlag ja wohl nicht dazu entschieden es zu veröffentlichen. Aber ich bin doch auch nicht ganz dusslig, bin schon über 30, habe studiert und schon jede Menge Bücher gelesen. Also an wem liegt es nun? Am Buch oder an mir?
All diese Fragen habe ich mir (mal wieder) gestellt, nachdem ich “Jungfrau und andere Storys” beendet hatte. Der preisgekrönte (!) Erzählband der amerikanischen Autorin April Ayers Lawson beinhaltet fünf Kurzgeschichten unterschiedlichen Umfangs. Auch ihre Themen sind sehr verschieden – gemeinsam ist ihnen ein Blick auf das Innenleben von Männern oder Frauen, die eine bestimmte Sehnsucht – sexueller oder emotionaler Natur – haben. Viel mehr konnte ich den Erzählungen aber leider auch nicht entnehmen. Bis zuletzt erschließt sich mir deren Intension bis zuletzt nicht.
Nun liest man ja manchmal Bücher, deren Inhalt einen nicht so richtig begeistert, die aber zumindest gut geschrieben sind. April Ayers Lawsons Schreibstil hat aber meines Erachtens nichts besonders einnehmendes. Ihre Sätze sind eher kurz, die Sprache nüchtern, manchmal vulgär. So bleibt der Leser stets auf Abstand zu den Figuren bzw. – negativer formuliert – findet keinen Zugang zu ihnen. Mich ließ das Gelesene leider bei allen Geschichten kalt. Ich habe die Geschichten zwar mit einer gewissen Neugier gelesen, aber eben ohne große Begeisterung.
Am besten hat mir noch die titelgebende Story “Jungfrau” gefallen, da sie einen spannenden und in sich stimmigen Plot aufweist und auch die Figuren durchaus ihren Reiz haben. Leider ist diese Story zugleich die erste im Buch und die anderen vier wirken dagegen wie “Lückenfüller”.
Die durch Cover und Titel entstandenen Erwartungen, dass Sex in diesem Buch eine bedeutende Rolle spielt, werden insoweit erfüllt, dass Sex zwar durchaus ein Thema ist, aber vordergründig lediglich in der letzten Erzählung explizit thematisiert wird. Wer sich hier also eine Sammlung von erotischen Geschichten erhofft, wird enttäuscht werden, denn der Autorin geht es vielmehr um den Fokus auf die Sehnsüchte ihrer Protagonisten.
Mein Fazit:
Obwohl mich “Jungfrau und andere Storys” thematisch und optisch sofort angesprochen hat, muss ich mir nach der Lektüre eingestehen, dass diese fünf Erzählungen und ich wohl einfach nicht kompatibel sind. Bis zuletzt erschließt sich mir die Intension der Autorin bei vier von fünf Geschichten nicht, so dass kein roter Faden erkennbar ist und ich am Ende mit zu vielen Fragezeichen im Kopf zurückgeblieben bin. Schade!