|Rezension| Zehn Bilder einer Liebe – Hannes Köhler

von | März 28, 2025 | 0 Kommentare

Ein Jahreshighlight!

Gebundene Ausgabe: 24,00 Euro
Ebook: 18,99 Euro
Erscheinungsdatum: 27.02.2025
Seiten: 224

“Sie hasste das Wort Familie. Familie war Zwang, war Blut und Genetik, war Schweigen, schlecht versteckte Abneigung. Aber das, dieser Mischmasch aus ihnen dreien, das war etwas, für das ihr ein besseres Wort fehlte, etwas, auf das sie das alte, verfluchte Wort vorsichtig setzen konnte, ohne dass es sich nach Ersticken anfühlte. Einzeln sein und doch etwas Gemeinsames. Aber weil man es wollte, nicht weil man musste.” (S.95)

Inhalt

Die große Liebe: Ist das ein Konzept, das überhaupt noch zeitgemäß ist? Und wenn ja, wie könnte eine große Liebe aussehen, die sich nicht von traditionellen Rollenbildern oder romantischen Idealen einengen lässt?
David und Luisa begegnen sich zum ersten Mal auf Milos, nach einer gemeinsamen Nacht am Strand trennen sich ihre Wege. Jahre später treffen sie sich zufällig wieder, und diesmal bleiben sie zusammen. Mit Ronya, der Tochter der älteren Luisa, formen sie eine Patchwork-Familie. David wird immer vertrauter mit der Vaterrolle, wünscht sich schließlich ein eigenes Kind. Der Kinderwunsch wird zu einer von vielen Prüfungen, die das Paar bestehen muss.

Mein Eindruck

“Zehn Bilder einer Liebe” ist mir bei Instagram begegnet und nach nur einer Rezension (Danke, @katjaliest!) war mir klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Gedacht – getan! Es kommt nicht oft vor, dass ich ein Buch, welches ich uuunbedingt haben will, dann auch wirklich sofort lese. Aber dieses Buch und ich –  it was love at first sight!

Der Titel ist Programm: Hannes Köhler erzählt die Geschichte einer Liebe über zehn Jahre hinweg – in zehn Bildern, zehn Momentaufnahmen, die jeweils aus männlicher und weiblicher Perspektive geschildert werden. Wir erleben, wie David und Luisa sich kennenlernen, sich ineinander verlieben und sich als Patchworkfamilie mit Luisas Tochter einfinden. Doch was passiert, wenn die rosarote Kaugummiblase erste Risse bekommt und der Alltag die Beziehung auf die Probe stellt? Jeder, der in einer langjährigen Partnerschaft war oder ist, kennt diese Dynamiken: unausgesprochene Spannungen, verletzende Worte, die sich nicht mehr zurücknehmen lassen, und die schleichende Entfernung voneinander.

Ein zentrales Thema dieses Romans ist der unerfüllte Kinderwunsch des Paares. Wie sensibel der Autor dieses heikle Thema angeht, hat mich sehr beeindruckt. Vor allem die männliche Perspektive auf das Hoffen, Bangen und die monatliche Enttäuschung empfand ich als sehr bereichernd und berührend. Ebenso bewegt haben mich die unterschiedlichen Perspektiven von David und Luisa auf ihre jeweiligen Eltern und wie dies ihr Miteinander beeinflusst. Ich kann hier nicht ins Detail gehen, um nicht zu viel vom Inhalt zu verraten, aber lange hat mich keine Lektüre mehr so berührt wie das “Griechenland-Kapitel” – möglicherweise weil die Parallelen zu meinem Leben nicht nur wegen der Griechenland-Urlaube in meiner Kindheit etwas zu deutlich hervortreten. 

Ebenfalls herausragend finde ich, wie dieser Roman indirekt Antworten sucht auf die Frage, was Familie ist – weg vom klassischen Familienmodell “Vater, Mutter, Kind”, das schon längst nicht mehr der Standard ist hin zu alternativen Familienmodellen wie einer Patchworkfamilie – mit all ihren Licht- und Schattenseiten.  

Hannes Köhler beschreibt eine alltägliche Liebe – authentisch, ungeschönt und .einfühlsam. Er beschreibt, dass selbst mit den besten Voraussetzungen, die auf gegenseitiger Zuneigung, Respekt und Ehrlichkeit beruhen, eine Liebe ins Wanken geraten kann. Ob es unterschiedliche Zukunftsvorstellungen sind oder ein Schicksalsschlag – daran als Paar nicht zu zerbrechen, ist etwas, das den wenigsten gelingt. Ob es Luisa und David gelingt? 

Mein Fazit:

“Zehn Bilder einer Liebe” ist ein Buch, das mich nicht nur im Moment des Lesens, sondern auch nachhaltig berührt hat. Hannes Köhler erzählt von einer Liebe, die nicht perfekt ist; von Momenten, die uns zusammenschweißen, und denen, die uns auseinanderdriften lassen. Wer Lust hat auf eine authentische Liebesgeschichte mit Perspektivwechsel, die durch eine besondere Sprache, glaubhafte Figuren und feinsinnige Beobachtungen überzeugt, sollte diesen unbedingt Roman lesen! Für mich ist er definitiv ein Jahreshighlight!

 
Vielen Dank an die Frankfurter Verlagsanstalt für dieses Rezensionsexemplar.
 
 
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