|Rezension| Die Wahrheit kennst nur du – Eileen Cook

von | Sep 20, 2017 | 0 Kommentare

Ein echter Pageturner!

Verlag: Carlsen
Originaltitel: With Malice
Übersetzung: Bettina Arlt
Taschenbuch: 12,99 Euro
Ebook: 11,99 Euro
Erscheinungsdatum: 28.07.2017
Seiten: 304

„In meiner Brust wuchs Hoffnung, wie eine Blume im Zeitraffer, die sich langsam öffnet.“ (S.250)

Worum geht´s?

Als Jill in einem Krankenhaus aufwacht, kann sie sich an die letzten sechs Wochen ihres Lebens nicht erinnern. Nicht an die Studienreise nach Italien mit ihrer besten Freundin Simone und nicht an den folgenschweren Autounfall, bei dem Simone ums Leben kam. Nach dem Unglück ließ Jills reicher Vater sie zurück in die USA fliegen und neben Ärzten stehen plötzlich auch Anwälte und PR-Berater an ihrem Bett. Denn der Unfall war möglicherweise gar kein Unfall – und Jill steht unter Mordverdacht.

Cover und Titel

„Die Wahrheit kennst nur du” ist ein sehr gelungener Titel, der einerseits nichts vom Inhalt des Romans verrät, andererseits aber den potentiellen Leser neugierig darauf macht, nach welcher Wahrheit hier gesucht wird. Mich hat der Titel deshalb sofort angesprochen, vor allem in Verbindung mit dem Cover, das ebenso wenig verrät.
Zu sehen ist der Ausschnitt des Gesichts eines Mädchens in einem Rückspiegel. Der traurige Blick des Mädchens und die gedeckten Farben des Covers lassen erahnen, dass es sich hier um keine leichte Teenager-Lovestory handelt.

 

Mein Eindruck

Dieses Buch kam genau zur rechten Zeit und hat mich aus einer bösen Leseflaute geholt. Ich habe es an drei abenden förmlich inhaliert. Mehr muss man doch eigentlich gar nicht dazu sagen, oder? Okay, ich versuche trotzdem in Worte zu fassen, was “Die  Wahrheit kennst nur du” ausmacht.

Das Wichtigste zuerst: Der Plot ist einfach genial! Von Beginn an war ich gefesselt von der Geschichte eines Mädchens, das aus dem Koma erwacht, ihr Gedächtnis verloren hat und dann erfährt, dass ihre beste Freundin gestorben ist, woran sie auch noch Schuld sein soll. Welch ein Horrorszenario. Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, hatte ich befürchtet, dass man ziemlich schnell eine Ahnung haben wird, wie sich die Sache auflöst, aber weit gefehlt. Tatsächlich lässt Eileen Cook die Leser bis zur letzten Seite im Ungewissen und das auf so geschickte Art und Weise, das man zwischendurch ständig seinen Verdacht ändert und am Ende verblüfft zurückbleibt. Dieser unglaublich gute Spannungsbogen ist der Hauptgrund, warum einem gar nichts anderes übrig bleibt, als durch die Seiten zu fliegen, schließlich will man doch unbedingt wissen: Hat Jill wirklich ihre beste Freundin auf dem Gewissen? Und wenn ja, war es wirklich ein Unfall oder doch Absicht? Aber warum sollte sie ihre beste Freundin umbringen? Und wie kann sie mit dieser Schuld leben?

Eileen Cook legt viel Wert darauf, die innere Zerrissenheit ihrer jugendlichen Protagonistin authentisch und detailliert darzustellen. Oftmals wird dies ja über innere Monologe transportiert, in “Die Wahrheit kennst nur du” jedoch vor allem über Dialoge. Die Protagonistin Jill spricht vor allem mit ihrer Zimmergenossin in der Rhehaklinik über ihre Gefühle. Die beiden haben trotz ihrer sehr unterschiedlichen Charaktere sofort einen besonderen Draht zueinander. Die Entstehung dieser Freundschaft ist eine schöne Ergänzung zur thrillerartigen Haupthandlung.

Gut und authentisch umgesetzt fand ich auch die medizinischen Hintergründe in der Geschichte, z.B. dass Jill nach dem Erwachen aus dem Koma unter Aphasie leidet, was bedeutet, dass ihr Sprachvermögen gestört ist und ihr manchmal die richtigen Worte fehlen. Dies unterstützt die Glaubhaftigkeit der Geschichte umso mehr.

Sprachlich hat mir ein bisschen der letzte Pfiff gefehlt. Natürlich kann man bei einem Jugendbuch keine innovativen Metaphern oder ausgefeilte Schachtelsätze erwarten, aber dieser Roman besteht größtenteils aus wörtlicher Rede und diversen Protokollen, so dass der literarische Aspekt ein bisschen darunter leidet.

Mein Fazit:

Eileen Cooks “Die Wahrheit kennst nur du” hat mich mit seinem wahnsinnig spannenden Plot über einen scheinbar nicht enden wollenden Albtraum einer jugendlichen Protagonistin absolut überrascht und mitgerissen. Die Autorin versteht es meisterlich, den Leser zusammen mit der Hauptfigur nach der Wahrheit suchen zu lassen, die man auch wirklich erst auf den letzten Seiten finden wird. Deshalb kann ich dieses Jugendbuch allen (auch nicht mehr jugendlichen) Fans von spannenden und authentischen Geschichten vorbehaltlos empfehlen.

 

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
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