|Kinderliteratour| Die kleine Maus und die große Mauer – Britta Teckentrup
Über das Überwinden von Mauern in unseren Köpfen
Seiten: 32
Inhalt
Für alle Furchtlosen – und eine Welt ohne Mauern.
Was passieren kann, wenn man mutig ist, seine Ängste überwindet und sein Herz öffnet – das zeigt uns die kleine Maus, die gemeinsam mit vielen Tieren hinter einer großen roten Mauer lebt. Eines Tages macht sie sich neugierig auf den Weg auf die andere Seite und entdeckt dort eine Welt, noch viel schöner und bunter, als sie es sich jemals vorstellen konnte. Und als die kleine Maus später zu den anderen Tieren zurückkehrt, ist die Mauer plötzlich verschwunden …
Unser Eindruck
Seit wir die “Alles Natur”-Bücher von Britta Teckentrup entdeckt haben, bin ich ein großer Fan der Illustratorin und Autorin. Ihre unverwechselbaren und liebevollen Illustrationen von Tier und Natur sprechen sowohl die Kinder als auch mein etwas kritischeres Auge an. Ihre Geschichten haben außerdem immer einen besonderen Charme.
Deshalb durfte auch “Die kleine Maus und die große Mauer”, empfohlen für Kinder ab vier Jahren, in unserer Sammlung nicht fehlen. In diesem quadratischen und großformatigen Bilderbuch geht es um eine kleine Maus und ihre tierischen Freunde, die hinter einer Mauer leben. Die kleine Maus ist neugierig und möchte gern wissen, was sich hinter der Mauer verbirgt. Sie fragt einzelne Tiere danach, die alle ausweichend bzw. abwehrend antworten, sie wüssten es nicht und wollen es auch nicht wissen. Am Ende stellt sich heraus, dass sich hinter der Mauer eine schöne, bunte Welt verbirgt, von der sich bisher nur keiner getraut hat, sie zu entdecken.
Dem erwachsenen Leser wird die Botschaft des Buches schnell klar: Sei mutig genug, deine gedanklichen Mauern einzureißen, dann wirst du mit etwas Schönem belohnt. Wer sich aus Angst nicht über die Mauer traut, wird immer in seiner kleinen, grauen Welt bleiben. Zweifellos ist dies eine wichtige und richtige Botschaft, die man Kindern durchaus zeitig vermitteln kann, aber ich bin nicht sicher, ob dies mit “Die kleine Maus und die große Mauer” schon bei Vierjährigen gelingt, die vielleicht noch Schwierigkeiten haben, das Konzept “gedankliche Mauer” zu verstehen. Eine Erklärung im Buch fehlt. Hier heißt es nur: “‘Welche Mauer?’, lächelte der Vogel. ‘Es gab nie eine Mauer.’ Da verstand die kleine Maus.” Nun ist man also als Vorleser gefordert, den Hintergrund dieses metaphorischen Textes zu erklären, was prinzipiell nicht schlimm ist, aber ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte noch kindgerechter aufbereitet wird, wenn sie schon für Vierjährige empfohlen wird.
Britta Teckentrups Illustrationen der Geschichte sind wie immer ganz wunderbar. Farblich angepasst (graue Vorher- , bunte Nachher-Welt) konzentrieren sie sich auf das Wesentliche. Die Tiere zwar leicht abstrakt, aber als solche für die Kleinen gut erkennbar dargestellt. Die Kinder und ich mögen diesen unverwechselbaren, reduzierten Stil sehr.
Mein Fazit:
“Die kleine Maus und die große Mauer” ist ein tiefsinniges Kinderbuch, das sich mit Hilfe einer metaphorischen Geschichte über eine neugierige Maus vor einer großen Mauer mit einem bedeutsamen Thema beschäftigt: dem Überwinden von Ängsten. Die ausdrucksstarken Illustrationen, die ich ohnehin aus Britta Teckentrups Feder immer bewundere, haben mich dieses Mal mehr überzeugt als der Inhalt des Buches, der zwar zweifellos eine wichtige Botschaft vermittelt, deren kindgerechte Aufarbeitung aber dieses Mal nicht hundertprozentig gelungen ist.