Ich bin nicht süchtig. Ich könnte jederzeit aufhören.
Lass mich nur kurz dieses Kapitel zu Ende lesen.|Rezension| Die Harpyie – Megan Hunter
Spannendes Psychogramm einer betrogenen Frau

„Wir lebten alle in unserer eigenen Version von Elternwelt, einem Ort, an dem nichts geschah. Wir streamten Serien, um uns zu erinnern, wie sich ein Leben anfühlte, in dem etwas passierte, in dem eine einzige Nacht das Leben völlig auf den stellen konnte. In unserer Welt waren Babys passiert, das war zumindest etwas. Aber kaum eine von uns hatte noch Babys oder auch nur ein Kleinkind, und wenn wir über diese Zeit sprachen, dann mit jener stillen Andacht, mit der die Alten über den Krieg sprachen, uns wurden die Augen feucht, wenn wir an diese Atmosphäre zurückdachten, die Körperlichkeit des Atems, das amorphe Verschwimmen von Zeit und Raum.“ (S.115)
|Rezension| Gespenster – Dolly Alderton
Erwachsenwerden macht keinen Spaß!

„Auf dem Rückweg liefen wir händchenhaltend, was ich seit meiner Studienzeit mit Joe nicht mehr getan hatte. Ich fühlte mich in eine Ära der Freuden und Verheißungen zurückversetzt. Ich war wieder ein Teenager, nur mit Selbstbewusstsein, eigenem Gehalt und ohne feste Zeit, zu der ich zu Hause sein musste. Die Möglichkeit eines Zweitlebens mit Max tat sich auf – ein Leben, das parallel zu meinem Alltag verlief (…) Während Max’ Wärme durch meine Hand in meinen Körper kroch, fühlte ich mich, als hätte ich einen Abwesenheitsassistenten eingeschaltet. Die Wirklichkeit konnte sich anstrengen, so viel sie wollte, sie konnte Mails und Nachrichten schreiben und anrufen – solange ich mit Max zusammen war, würde sie mich nie erreichen.“ (S.94)
|Kinderliteratour| Kribbel Krabbel Schatz – Eric Carle
Ein Muss für Fans der “kleinen Raupe Nimmersatt”

Seiten: 144
|Rezension| Hard Land – Benedict Wells
Coming-of-age mit Nostalgie-Charme

„(…) Trauer ist kein Sprint, Trauer ist ein Marathon. Und auf dieser Strecke gab es Stellen, an denen es besser lief, und andere, an denen ich kaum Luft bekam.“ (S.274)
|Rezension| Glückliches Ende – Isaac Rosa
Was von einer großen Liebe übrig bleibt…

„Es ist schwer, Liebe in Worte zu fassen, ohne dabei zu denken, dass alles schon gesagt ist, dass wir nichts anderes tun, als überlieferte Sprüche zu wiederholen, Dialoge in Kinofilmen. Es ist schwer zu lieben, ohne zu erwarten, dass im nächstbesten Moment die Scheißgeigen erklingen. Es ist sogar schwer zu vögeln, ohne zu erkennen, dass man Stellungen aus dem Kino imitiert, dass selbst das Stöhnen geliehen ist. Die scheußliche ironische Distanz, die alles verseucht, eine schnelle Nummer genauso wie eine Beerdigung.“ (S.311)
|Kinderliteratour| Von riesengroß bis klitzeklein – Julia Klee/Sabine Rothmund
Originelle Story, die aber ihr Potenzial verschenkt

Seiten: 48
|Rezension| Kleine Fluchten – Carole Fives
Über eine Mutter zwischen Fürsorge und Verzweiflung

„Sie hielt den Tagesablauf durch, sie hielt für den Kleinen durch. Doch wenn sich die Nacht ankündigte, konnte sie es kaum erwarten, bis er einschlief, um endlich wieder alles zulassen zu können, ihre Ängste, ihren zurückbehaltenden Ärger.“ (S.82)